Tipps und Tricks: Weihnachten ohne Plastik
Plastik in der Adventszeit zu entsagen, ganz ohne Verzicht – unmöglich? Viele Weihnachtsklassiker und Geschenke kommen schon immer ohne Kunststoff aus oder können durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden.
#Fakten, Fakten, Fakten
Alle Jahre wieder bricht der weihnachtliche Konsumwahn aus.
Im vergangenen Jahr konnte der stationäre Einzelhandel durchschnittlich 19% des Jahresumsatzes im Weihnachtsgeschäft erzielen. Im Onlinehandel waren es im Schnitt sogar 25%. Dem Bundesverband Paket und Expresslogistik zufolge, werden an normalen Tagen ca. 10 Millionen Pakete versendet werden. In diesem Jahr rechnen die Experten vor Weihnachten mit bis zu 15 Millionen Paketen am Tag.
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Anteil des Weihnachtsgeschäfts am Jahresumsatz im stationären Einzelhandel
Pakete am Tag zu Spitzenzeiten vor Weihnachten
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Anteil des Weihnachtsgeschäfts am Jahresumsatz im Online Handel
Eine Folge daraus ist nahezu eine Welle aus Müll – darunter auch Plastik. Problematisch sind dabei nicht nur Kunststoffverpackungen und die allseits beschuldigten Tüten. Das Material ist allgegenwärtig, denn in unserer bunten Plastikwelt ist alles möglich: fest, weich, dehnbar, aufgeschäumt, als glänzende Beschichtung. Wir finden es im Smartphone, Laptop oder Fernseher, in Kleidung aus Polyester, Kosmetikprodukten oder Hygieneartikeln. Früher oder später wird das Meiste entsorgt.
Jeder einzelne in Deutschland produziert im Jahr 37 kg Verpackungsabfall aus Plastik. Das sind 29% mehr als noch im Jahr 2005 und gut 6 kg mehr als im EU-Durchschnitt pro Person anfallen. Prognosen zufolge, werden in diesem Jahr in Deutschland 4.367.000 Tonnen Verpackungen aus Kunststoff produziert. Das sind noch einmal 84.000 Tonnen mehr als 2016.
Verpackungsabfall aus Plastik im Jahr pro Person in Deutschland
Kaum jemand hat noch nicht von den schwerwiegenden Folgen für Mensch und Natur gehört, wenn der Müll in die Umwelt gelangt. Manch einer mag sich fragen: Wo liegt das Problem in Zeiten von Recycling? Vor allem in Deutschland, im Land von Mülltrennung und Pfandflaschen.
In Deutschland werden bisher nur 46% der Plastikabfälle recycelt. Der Rest wird zu großen Teilen verbrannt und zu einem sehr geringen Teil auf Deponien beseitigt. Und selbst hier gelangt Mikroplastik über Kosmetik- und Hygieneprodukte oder kleinste Partikel von Polyesterkleidung, die sich während des Waschgangs ablösen, in unsere Gewässer.
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Recycling
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Plastikmüll werden verbrannt
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Müll auf Deponien
Sind wir nun endgültig dem Plastikwahn verfallen? Auch alle, die sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt haben, könnten im Sinne der weihnachtlichen Besinnlichkeit darüber nachdenken, wo wir Plastik überhaupt wirklich brauchen. Warum nicht einfach bewusste Kaufentscheidungen treffen, die Plastikmüll reduzieren? Oft sind die herkömmlichen, traditionellen Wege schon die Nachhaltigen.
Zu den Quellen.
#Ein Interview mit Dominik Ricken
Nach einer Ernährungsumstellung rückten auch Umweltprobleme und Plastikverzicht in den Fokus. Seine Geschichte und Empfehlungen für Weihnachten.
Dominik Ricken bloggt seit Oktober 2013 auf veganistgrün und hat im Mai 2017 ecomonkey.de gegründet, wo er ein Online-Magazin zu verschiedenen Umweltthemen schreibt. Außerdem bietet er dort ausgewählte, nachhaltige und vegane Produkte an. Hauptberuflich ist er Online Marketing Consulant.
Was hat Sie dazu bewegt, sich mit Umweltproblemen und einer nachhaltigen, veganen Lebensweise zu beschäftigen?
Also das hat Ende 2013 angefangen, nachdem ich einige Dokumentationen zu dem Thema Tierhaltung gesehen habe. Besonders Food Inc. hat mich damals sehr nachdenklich gemacht. Da gibt es eine Szene, wo erklärt wird, dass Hühner in der Massentierhaltung so schnell wachsen, dass ihr Knochenwachstum nicht mithalten kann. Das führt dazu, dass diese Tiere sehr viel sitzen oder sich die Beine aufgrund des zu hohen Gewichts brechen. Wenn man halbwegs empathisch ist, dann macht einen diese Vorstellung bereits nachdenklich.
Welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?
Ich wollte nur noch Fleisch von Neuland-Höfen kaufen. Damals gab es in meiner Nähe einen kleinen Laden. Der war aber immer so voll. Also wurde ich dann mehr oder weniger aus Faulheit Vegetarier. Ich hatte seit einigen Jahren starke gesundheitliche Probleme. Wahrscheinlich aufgrund einer gestörten Darmflora. Die pflanzliche Ernährung hat dann eine deutliche Verbesserung gebracht.
Erst später habe ich mich dann mit der Tierhaltung bei der Milch- und Eierproduktion beschäftigt. Viele können das nicht verstehen, aber auch hier leiden und sterben viele Tiere. Abgesehen davon konsumieren wir Milchprodukte in absurden Mengen.
Wie sind Sie von vegetarischer bzw. veganer Ernährung zum Thema Umweltschutz gekommen?
Wenn man sich mit der heutigen Tierhaltung beschäftigt, kommt man am Thema Umweltschutz nicht vorbei. Abholzung des Regenwaldes, Pestizide im Grundwasser, Antibiotika in Flüssen und Meeren. Es gibt Unmengen an Beispielen, die sich negativ auf unser Ökosystem auswirken. Wenn man dann noch hört, dass bis zum Jahr 2050 mehr Plastik als Fisch im Meer sein wird, geht man mit ganz anderen Augen in den Supermarkt.
Es ist sicherlich immer ein Prozess. Wer sich lange mit dem Thema Veganismus beschäftigt, der kommt am Thema Umweltschutz nicht vorbei.
Wenn man sich mit der heutigen Tierhaltung beschäftigt, kommt man am Thema Umweltschutz nicht vorbei.
Die Erfindung von Kunststoff hat unser Leben revolutioniert und deutlich vereinfacht. Mittlerweile wird mehr und mehr deutlich, dass wir den Bezug zur Realität verloren haben.
Auf ecomonkey.de findet man von Ihnen einige Beiträge zum Thema Plastik(frei). Wieso beschäftigen Sie sich speziell mit diesem Thema?
Plastik ist allgegenwärtig. Die Erfindung von Kunststoff hat unser Leben revolutioniert und deutlich vereinfacht. Mittlerweile wird mehr und mehr deutlich, dass wir den Bezug zur Realität verloren haben. Aus Bequemlichkeit kaufen wir fertig geschnittenes Obst im Supermarkt, das in Plastik verpackt ist. Salat gibt es geschnitten im Plastikbeutel. Duschgel enthält Mikroplastik, das in unsere Meere und in unsere Nahrungskette gelangt. Wir haben keine Ahnung, welche Langzeitauswirkungen das auf unsere Gesundheit und die der Tiere hat.
Was möchten Sie den Lesern von Ihrem Blog mitgeben?
Ich finde es sehr wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass unser Handeln Konsequenzen hat. Es geht nicht darum, dass jeder in Deutschland Zero Waste lebt. Es geht auch nicht um Dogmatismus. Vielmehr möchte ich den Usern auf meiner Seite zeigen, dass man bereits mit kleinen Schritten einen Beitrag leisten kann. Es wäre schon viel getan, wenn jeder auf Duschgel mit Mikroplastik verzichten würde oder kein in Plastik verpacktes Obst, oder Gemüse mehr kauft.
Wie versuchen Sie, den Plastikmüll in der Weihnachtszeit zu reduzieren oder zu vermeiden?
Ich verbringe die Weihnachtszeit genau wie den Rest des Jahres. Außer, dass ich ab und zu auf dem Weihnachtsmarkt bin und einen Glühwein trinke. Kekse und Süßigkeiten kaufe ich in der Regel nie. Und wenn ich doch mal Lust darauf habe oder etwas verschenken will, dann mache ich es daheim selbst. So produziert man so gut wie keinen Müll.
Adventskalender kaufe ich keine mehr. Noch habe ich keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, dann würde ich für sie einen Kalender aufstellen. Aber einen Selbstgebauten, den man im Idealfall jedes Jahr verwenden kann.
Was sind Ihre Tipps und Tricks, wie jeder – vielleicht sogar ohne großen Aufwand – Plastikmüll in der Adventszeit vermeiden oder reduzieren kann?
Selbermachen ist eine gute Möglichkeit. In der Adventszeit wird Plastik z.B. durch den Kauf von Keksen, Süßigkeiten oder Adventskalendern produziert. Auch wenn es zeitaufwendig ist, kann man hier Müll einsparen, indem man Kekse daheim selber bäckt. Die machen sich auch gut als Geschenk für Bekannte und Verwandte.
Auch Adventskalender kann man mit etwas Kreativität selber machen. Dazu gibt es tolle Anleitungen im Netz. Es gibt genug Möglichkeiten, wie man Plastik vermeiden kann. Früher ist man ja auch ohne ausgekommen.
Es gibt genug Möglichkeiten, wie man Plastik vermeiden kann. Früher ist man ja auch ohne ausgekommen.
Welche Empfehlungen haben Sie für plastikfreie Weihnachtsgeschenke?
In den letzten Jahren habe ich meinen Konsum an Weihnachten zurückgefahren. Ich bin mittlerweile ein großer Freund von Zeitgeschenken. Das kann ein Gutschein fürs Kino oder ein gemeinsamer Ausflug sein. So kauft man schon einmal nichts, was in Plastik verpackt ist. Solche Geschenke finde ich nachhaltiger als unbenötigten Kram zu verschenken.
Ich erinnere mich nicht daran, welche Gegenstände ich vor 5 Jahren zu Weihnachten bekommen habe. Daran, dass mein Vater mit mir zum House-Running gefahren ist, erinnere ich mich dafür schon. So etwas verbindet. Daher kann ich es jedem empfehlen.
Welche Geschenktipps haben Sie neben Zeit- und Erlebnisgeschenken?
Wenn ihr trotzdem Geschenke kaufen möchtet, dann achtet darauf, dass sie nicht in Plastik verpackt sind. Beispielsweise handgemachte Produkte aus kleinen Läden. Statt Geschenkpapier könnt ihr auch alte Zeitungen oder Keksdosen verwenden, die ihr noch im Keller habt. Selbstgemachte Geschenke in Einmachgläsern sind auch toll. Das zeigt dem Beschenkten, dass ihr euch Mühe gegeben habt und nicht einfach in den nächsten Laden gerannt seid.
#Tipps und Tricks für die Weihnachtszeit
In Weihnachtsstimmung kommen
Dos | Don’ts | |
Der Adventskalender für den obligatorischen Countdown zum Fest |
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Die ersten Plätzchen backen |
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Die Wohnung dekorieren |
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Die Vorbereitung aufs Fest
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Weihnachtsmarkt und Glühweinalarm! |
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Auf zum Weihnachtsshopping |
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Nikolaustag am 6. Dezember |
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Den ersten Schnee nutzen: Schlitten fahren! |
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Die heiße Phase bis Heiligabend
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Schnell noch die Geschenke verpacken |
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Den Weihnachtsbaum schmücken |
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Das Festtagsessen |
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Adventskranz (Bild © Tim Mossholder on Unsplash)
Adventskranz mit Naturmaterialien statt mit Glitzer oder Plastikapplikationen
Plätzchenausstecher (Bild © ExposureToday on Pixabay)
Plätzchenausstecher aus Metall statt aus Plastik
Keramik-Trinkbecher (Bild © Drew Coffman on Unsplash)
Keramik- oder Porzellantasse statt Styroporbecher, Plastikbecher oder von innen beschichteten Pappbecher
#Umweltbewusste Statements
So einfach sparen Mitglieder von Facebook Plastikfrei Communities Plastik(müll) in der Weihnachtszeit
Mit Statements von Silja Köhler, Alina Berbott, Sven Söhring, Mirjam Vogel, Anika Bube und Michelle Guttenberger.
Quellen
- Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, 2017, S. 589
- Institut für Handelsforschung & Handelsverband Deutschland, 2017
- Bundesverband Paket und Expresslogistik, 2017 a
- Bundesverband Paket und Expresslogistik, 2017 b
- Institut der deutschen Wirtschaft Köln, 2017
- Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung & der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, 2017
- CONSULTIC Marketing & Industrieberatung im Auftrag des Umweltbundesamts, 2017
- Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2017, S. 6