Der Traum von Weißer Weihnacht
In den letzten Jahren ist es zunehmend schwieriger geworden Kindern das Erlebnis Schnee zu vermitteln. Jens Filbrich, Trainer Ski-Langlauf, umschreibt dieses Erlebnis fast poetisch: „Schnee muss man fühlen riechen oder einfach erleben.“ Die Ski-Stars von heute haben noch echte Winter erlebt. Damals. Als noch genug Schnee da war für große Abenteuer. Als man nach der Schule mit Freunden Schneeburgen gebaut hat, über selbstgebaute Schanzen gesprungen oder auf Skiern herumgetobt ist. Simone Hauswald, ehemalige erfolgreiche Biathletin, erinnert sich: „Ich habe es genossen, draußen Schneeburgen zu bauen, Schlitten zu fahren, Schneebälle zu werfen und zu langlaufen. Wenn ich danach in die warme Stube kam, mir die kalten Hände am Ofen wärmen konnte und Tee mit selbstgemachten Apfelsaft getrunken habe, war ich einfach nur glücklich!“ Unsere Weltmeister und Olypiasieger sind diese Kinder von damals.

Ein Olympiasieger wird nicht über Nacht geboren
Der Wintersport ist nicht nur ein Lebensgefühl- er verkürzt den Menschen auch die langen Wintermonate. Mit Spaß. Erlebnis im Schnee oder eben vor dem Fernseher. Wir verfolgen, wie unsere Sportler Medaillen gewinnen und Höchstleistungen vollbringen. Biathlon-Legende Magdalena Neuner findet: “ Wintersport im Fernsehen ist sehr attraktiv und die Athleten können die Euphorie in die Wohnzimmer bringen.“ Zweifellos. Wer in jungen Jahren viel Zeit im Schnee verbracht hat, hatte bessere Voraussetzungen, um zum Wintersport-Helden der Nation zu werden. Ein Leistungssportler wird nicht über Nacht geboren. Um den Traum von Olympischen Spielen wahr werden zu lassen, müssen zehntausende Kilometer trainiert werden werden.
Fakt ist: Unsere Winter werden immer wärmer, unbeständiger und die Anfahrtswege zu den Skigebieten immer länger. Mit ein Grund, dass Skier immer seltener unter dem Christbaum liegen. Denn eine Skiausrüstung kostet viel Geld. Die Vereine kämpfen um Nachwuchs. Und so einfach die Rechnung auch sein mag, das Ergebis ist klar: Ohne Ski und ohne Schnee keine Nachwuchssportler und ohne Nachwuchssportler keine zukünftigen Weltmeister!

Schneekanone – die moderne Schneeflocke
Moderne Beschneiungsgeräte sind eine der Möglichkeiten, den Wintersport weiterhin am Leben zu erhalten. Gäbe es diese schneeproduzierenden Maschinen nicht, würden viele Kinder den Wintersport nur noch von den Geschichten ihrer Eltern kennen. Evi Sachenbacher-Stehle weiß: “ Der Fortschritt, was die Produktion von künstlichem Schnee angeht, ist enorem. Damit ist es möglich, auch in schneearmen Wintern, die komplette Saison über in unmittelbarer Nähe Ski zu fahren oder zu Langlaufen.“ Doch leider rieselt auch künstlicher Schnee nicht einfach so bedingungslos auf die Erde nieder. Ob Schneekanonen effektiv Schnee produzieren können, hängt vom Feuchtkugelwert ab, der ich aus Wasser,- Lufttemperatur und Luftfeuchtigkei zusammensetzt. Im Beispiel Biathlon-Zentrum Ruhpolding kann bspw. erst ab einer Außentemperatur von -3,5°C produziert werden, da das Wasser aus dem Grundwasser (8°C) entnommen wird und die Luftfeuchtigkeit im Normalfall relativ hoch ist. Dort, wo das Wasser aus Rückstaubecken entnommen werden kann, das aus Gebirgsbächen gespeist wird, kann auch schon bei etwas wärmeren Temperaturen Schnee produziert werden. 17 dieser schneespuckenden Giganten von der Firma Tecno Alpin stehen im bekannten Trainingszentrum im Chiemgau aufgereiht in Stellung. Davon sind zwölf beweglich und können an 28 Hydranten rund um das Streckennetz angeschlossen werden. Fünf sind fest stationiert, vier davon haben in erster Linie eine Aufgabe: Das große Schneedepot zu füllen.

Snow Farming – übersommerter Schnee aus dem Vorratsschrank
Snow Farming ist eine weitere Möglichkeit, dem Winter etwas auf die Sprünge zu helfen. An vielen Trainings- und Wettkampfstätten wird Schnee inzwischen in einem Depot gesammelt und über den Sommer gut isoliert aufbewahrt. Immer mehr Wintersportorte könnten ohne die Schneereserve nicht überleben. „In Ruhpolding werden im Schnitt zwischen 12.000 und 15.000 Kubikmeter Schnee in einem extra dafür gebauten Aufbewahrungsbecken gelagert“, so Alois Reiter, stellvertretender Leiter der Chiemgau-Arena. Mit dieser Schneemenge könnte man etwa sechs 50-Meter-Schwimmbecken füllen. Während der Sommermonate muss mit einem Verlust von etwa 20 bis 25 Prozent gerechnet werden. Trotzdem kann so der Biathlon-Weltcup gesichert werden, den pro Jahr rund 80.000 Zuschauer besuchen. Nicht nur für Weltcupveranstaltungen, sondern auch für Kinder und Jugentliche, die ihre ersten Versuche auf Ski machen, ist der übersommerte Schnee eine echte Alternative für das große Glück im Schnee.
Kreativität ist also gefragt, damit auch in schneearmen Winter „Ski und Rodel gut“ sind. Einen besonders kreativen Ansatz hat die Firma „Mr. Snow“, die Matten entwickelt hat, auf denen Kinder das erste Skigefühl entwickeln sollen. „Die textile Loipe bietet die gleichen Gleiteigenschaften wie auf Echtschnee und eignet sich ideal, um das Training in der schneefreien Zeit zu optimieren, spannender und realitätsnäher zu gestalten“, beschreibt „Mr. Snow“ ihr entwickeltes Produkt.
Ein Appell nicht nur an Frau Holle
Auch wenn Frau Holle ihre Kissen immer seltener über uns ausschüttelt, tun wir gut daran, den Traum vom Winter weiter zu leben. Es geht hierbei nicht nur um den Leistungssport-Aspekt! Wenn Kinder gemeinsam ihre Ski unterschnallen, erlernen sie viel mehr als nur Pflugbogen oder Skatingschritt. Teamgeist, Selbstbewusstsein, körperliche Fitness und Gesundheit sind mindestens genauso wichtig! „Zusätzlich zum Gemeinschaftserlebnis, hilft es, wenn Kinder die Natur schätzen und lieben zu lernen. Damit helfen wir unserem Planeten in dieser für das Klima so bedrohlichen Zeit.“ sagt Matt Whitcomb, langjähriger Trainer der US-Nationalmannschaft.
The Snow must go on. Darin sind sich alle einig. Profisportler, Trainer und wintersportbegeisterte Menschen. Denn Sport und Emotionen verbinden! Über alle Generationen und Gesellschaftsschichten.
Ein Wintermorgen in Ruhpolding. Einiges mag sich verändert haben, doch das Gefühl für Schnee liegt lebendig und erwartungsvoll in der Winterluft. Wintersport soll weiter leben. Nicht um jeden Preis. Ganz im Sinne für die nächsten Generationen.


Jens Filbrich
Ehemaliger Langläufer
„Schnee muss man fühlen, riechen oder einfach erleben. Bei der niedrigsten Schneedecke sollten die Eltern mit ihren Kindern raus in die Natur. Weg vom Handy und raus auf die Ski. Dann wird der Traum vom Wintersport weiterleben.“

Simone Hauswald
Ehemalige Biathletin
„Ich habe es genossen, draußen Schneemann zu bauen, Schlitten zu fahren, Schneebälle zu werfen und zu langlaufen. Und wenn ich danach in die warme Stube kam und mir die kalten Hände am Ofen wärmen konnte und Tee mit selbst gemachtem Apfelsaft getrunken habe, war ich einfach nur zufrieden und glücklich :-)“

Matt Whitcomb
Coach Cross Country Skiing USA
„In addition to community, learning to love nature as a kid will help the planet in these perilous times for the climate. What we learn to love as kids is often what we continue to love as adults.“

Evi Sachenbacher-Stehle
Ehemalige Langläuferin/Biathletin
„Für die Kinder ist es wichtig, Zeit mit ihren Freunden verbringen zu können, bei was ist häufig nebensächlich. Natürlich kann man sie nicht einfach nur auf die Loipe oder Piste stellen, da ist auch etwas Kreativität gefragt. Aber Kinder sind sehr schnell zu begeistern. Kleine Parcours, lustige Übungen, kleine Wettkämpfe/Staffeln, eine kleine Tour mit Picknick,…“

Simon Fourcade
Former Biathlete
„What is necessary is to focus on kids which have not this opportunity to meet snow. Snow trips with school, to give the possibility to each child to come in mountains, are, for me, the best way to wake up their interest on this fragile system.“

Sven Hannawald
Ehemaliger Skispringer
„Ich glaube, dass wir, die Wintersport selbst gelebt haben, automatisch unsere Kinder , wenn es noch Möglichkeiten gibt, mit in den Schnee nehmen. Ob das der einfache Spaziergang mit Schlitten ist, eine Schneehöle bauen, oder evtl auch schon Skifahren ist, hängt am Ende an den Zustand des aktuellen Winters.“

Martina Seidl
Ehemalige Biathletin
„Wir sollten möglichst vielen Kindern den Zugang zu allen Wintersportarten ermöglichen, spielerisches herangehen, Erlebnisse schaffen. Leihmaterialien!“

Torstein Drivenes
Coach Cross Country Skiing Norway
„My memory as a kid is going direct from our house and stay outside on our skiis from early morning to late afternoon, building jumps, creating slalom loops, making our own cross country tracks, meanwhie we where pretending we where Bredesen, Aamodt and Dæhlie.“

Magdalena Neuner
Ehemalige Biathletin
„I think winter sport in TV is very attractive and the winter sport athletes can bring the enthusiasm into the living room‘s. When you live in the winter sport place the parents have to bring their kids to training and have to show them, how great winter sport is.“