Mein Xinged In-Profil
Der Social Media-Manager (CuteCat87)
Ich biete: schnellen Zuwachs von Fans und Followern
Ich suche: entspannte Arbeitsatmosphäre im Social Network
Berufserfahrung: twittern, posten, retweeten, anpinnen, snapchatten, hootsuiten, CatContent
Qualifikationen: Zusatzkurs „Subtiles Verstecken von Werbung bei Facebook-Posts“
Auszeichnungen: Bester Wichtigtuer des Online-Journalismus
Sprachen: denglisch
Interessen: Katzenvideos, Babyvideos, Hundevideos, Buzzfeed-Listen
Der Großteil des journalistischen Nachwuchses weiß nicht einmal, dass das ein Beruf ist. „Wie, du postest den ganzen Tag auf Facebook?“ Ganz so einfach ist der Job nicht. Altmodische Chefredakteure sehen in der Arbeit nur eine nette Spielerei: „Hat da einer sein Hobby zum Beruf gemacht?“ Und die Geschäftsführer setzen noch eins obendrauf: „Das steigert ja nicht den Umsatz.“ Zum Glück für die Social Media-Manager funktioniert ein Facebook-Auftritt nicht als platter Verkaufskanal. Stattdessen entwerfen sie relevanten Inhalt für ihre Zielgruppe und müssen ständig Neues ausprobieren. Auf jeder Plattform ticken die User anders. Und wann bekommt man als Redakteur so schnell Feedback wie im Social Network? Gleichzeitig laufen die Social Media-Profis auf einem Grat zwischen Leserwille und den Forderungen ihres Unternehmens, eine Marke bekannt zu machen. Wenn das Spielerei sein soll …
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Der SEO-Manager (AniSkywalker)
Ich biete: Google-Flüstern, Optimierung Ihrer Seite auf Platz 1 des Google-Rankings
Ich suche: Laien-IT-Job mit Marketing
Berufserfahrung: html, Foren-Management, Linktausch
Qualifikationen: Qualifizierter Trainer zum Thema „Wie verteile ich meine Links möglichst weit im Netz?“, Veröffentlichung „Spammen leicht gemacht!“
Auszeichnungen: Größter Spammer aller Zeiten
Sprachen: Keyword
Interessen: html, Google, Pandas, Pinguine, Kolibris
Ein SEO-Manager „bezähmt die Bestie“, und die heißt Google. Als professioneller Google-Flüsterer koordinieren sie Keyword-Strategien, kennen sich mit dem Innenleben einer Website aus und schreiben auch mal den einen oder anderen SEO-Text. Dass Suchmaschinen-Profis immer noch als Spammer angesehen werden, ist ungerecht. Sie hätten viel mehr den Titel „Entdecker“ verdient. Für ihre speziellen Aufgaben gibt es bisher noch keine Ausbildung, weshalb sie sich alles selbst beibringen und durch Ausprobieren Neues lernen. Exzessives Verteilen von Links in Foren und der Kauf von Backlinks gehören der Vergangenheit an. Die Nerds unter euch Journalisten: Hier werdet ihr gebraucht!

Karikatur: Jan Goseberg
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Die Bloggerin (fashionqueen84) oder der Blogger (hipundgeil)
Ich biete: Modebloggen, Mütter-Bloggen, Rasenmäherbloggen
Ich suche: schicke Halbzeitbeschäftigung im Online-Journalismus
Berufserfahrung: shoppen, Selfies schießen, Erziehungsratgeber schreiben, professionelles Besserwissen, Outfit of the Day (OOTD), Tag-Post
Qualifikationen: Grundkurs „Selfie schießen mit Selfiestick“, Fortgeschrittenenkurs „Wohin mit Papis Geld?“
Auszeichnungen: Publikumspreis für den 1000. unnützen Artikel über Chanel-Lippenstift
Interessen: kostenfreie Designerprodukte, Goodie Bags
Jeder kennt ihn, den hundertsten Mütter-, Mode-, Software- oder Karriereblog, der das Netz flutet. Eigentlich wollen diese „Hobbyschreiberlinge“ nur die Produktgeschenke abgreifen und betreiben den Blog nebenbei zur Befriedigung ihres Egos. Denn viel Arbeit macht das ja nicht. Schlechte Blogs hin oder her, wir vergessen, dass die Strick- und Mittelalterblogger dieser Welt die Nischeninteressen ihrer Leser befriedigen. Vor den professionellen Bloggern müssen wir sogar den Hut ziehen. Sie betreiben ihre „Internet-Tagebücher“ mit großem Aufwand meist neben normalen Jobs. Deshalb: Auch der hundertunderste Ratgeber-Blog für Mütter hat seine Berechtigung, wenn er Leserinnen findet.
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Der Content Marketing-Manager (MadMenFan)
Ich biete: wunderbare Werbung für Ihr Produkt
Ich suche: Kunde, der mir sagt, was ich tun soll
Berufserfahrung: Produktkataloge erstellen, Werbeslogans schreiben
Qualifikationen: Ausbildung zum professionellen Ja-Sager und Abnicker
Auszeichnungen: Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde: Produktname in 10 Zeilen Text 48 Mal untergebracht (Rekordhalter mit 42 Erwähnungen geschlagen)
Interessen: Lob vom Kunden
Beim Wort „Content Marketing“ verfallen viele Journalisten in Schockstarre. Ist das noch moralisch? Wir können beruhigt ausatmen, denn tatsächlich hat Content Marketing sehr viel mit Glaubwürdigkeit und sehr wenig mit plumper Werbung zu tun. Content Marketing-Manager entwerfen ein redaktionelles Konzept für einen Kunden. Sie legen ihre Zielgruppe fest und vertreten ihre Themenvorschläge vor den Auftraggebern, wie ein konventioneller Redakteur. Die Internet-User wollen nicht die zehnte Werbeseite zu einem Produkt. Mehrwert an Information und Unterhaltung finden sie jedoch klasse. Fazit: Klingt nicht so, als müssten diese Redakteure ihre Seele verkaufen.

Karikatur: Robert Wolff
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Der Content-Manager (hat keinen Twitter-Account)
Ich biete: Motivation wie ein unkündbarer Pförtner
Ich suche: nichts, denn ich habe meinen Job als Online-Steller
Berufserfahrung: Mausbewegungen, lesen, Drag&Drop
Qualifikationen: irgendwann habe ich ein journalistisches Volontariat gemacht, aber ich erinnere mich nicht daran
Auszeichnungen: keine
Sprachen: keine
Interessen: keine
„Content Manager“, das klingt schwammig. Wie kann ein Inhalt „gemanaged“ werden? Man stellt sich diesen Zeitgenossen als gelangweilten Typen vor, wie er mit der Maus stundenlang Artikel im CMS hin und her schiebt. Dabei hat er einfach die Funktion eines Blattmachers für seine Seite. In großen Unternehmen entwirft er eine Content-Strategie (mit Inhalten, Keywordoptimierung und Vermarktung) und koordiniert die Umsetzung. Er ist Profi auf der inhaltlichen wie auf der technischen Seite. Der Content-Manager ist deshalb nur eine andere Bezeichnung für einen Online-Redakteur mit verschieden großen Anteilen an Text-, Technik- oder Marketingaufgaben. An ihm zeigt sich, wie wichtig es ist, im Online-Journalismus nicht mehr nur tolle Autorenstücke zu schreiben.