Eine Geschichte von zwei Gärten

Wer seine Freizeit draußen verbringen will, für den sind der Salingarten und der Riedergarten in Rosenheim tolle Orte. Doch sie unterscheiden sich enorm. Nicht nur hinsichtlich der Gestaltung, auch das Grundgefühl beider Parks unterscheidet sich gewaltig. Das hat eine Reihe von Gründen.

 „Du bis so gayyyyyyy …“, hallt ein Kreischen durch den Salingarten. Zwei Teenagerinnen rangeln miteinander auf der Plaza, die an den Park angrenzt. Drumherum Gelächter, unsicher zu einem Grinsen verzogene Gesichter. In der Nachmittagssonne wandelt sich der Charakter des Parks, immer mehr junge Menschen kommen heran.

Besonders der Platz vor dem Kultur und Kongresszentrum, kurz „KUKO“, füllt sich mit ihnen. Es wird gestritten und geflirtet, diskutiert und gelacht, Musik abgespielt und gemeinsam Videos auf dem Smartphone angeschaut. Die Menge ist bunt gemischt, ihr Lärm hallt über den gesamten Salingarten hinweg. Neben den vorhandenen Bänken werden auch Blumenkübel, Geländer und die breiten Stufen zu der Plaza hinauf als Sitze genutzt.

Auch der restliche Park lebt auf. Die Bänke füllen sich.„Hast du mir ne Zigarette“, fragt ein älterer Herr in einem schlabberigen Trainingsanzug eine etwa gleichaltrige Frau. In einem knallbunten Outfit, bestehend aus grellgelben Jeans und einem Jacket mit enormen Schulterpolstern und einer blauen Kappe strömt sie eine ganze eigene Eleganz aus. Er kramt in seinem Geldbeutel. „Für dich immer noch umsonst“, erklärt sie mit einem schelmischen Lächeln.

Salingarten:

  • Benannt nach der dort bis 1958 befindlichen Saline
  • Seit 1987 neugestaltet mit Statuen

Salingarten

Ein WLAN-Hinweisschild im Salingarten in Rosenheim.

Handys überall

Ein Grund für die enorme Beliebtheit des Gartens ist auch das überall verfügbare WLAN. Seit Mitte 2015 gibt es in ganz Rosenheim ein allgemein zugängliches Netz an Hotspots, das auch in den Parks zugänglich ist. „Das freie WLAN ist sicherlich ein Anziehungspunkt und dürfte sich auch auf die Aufenthaltsdauer der Leute auswirken“, räumt auch Christian Schwalm, Pressesprecher der Stadt Rosenheim ein. Unter den Nutzern sind auch zahlreiche Asylbewerber, die auch die Gelegenheit nutzen, so mit der Heimat in Verbindung zu bleiben.

An diesem Nachmittag spielt eine Gruppe von ihnen aber auch auf der Wiese Fußball. „Die ham‘ Zeit …“, kommentiert eine junge Frau zu ihrem Partner. Er schiebt den Kinderwagen und kontert diese Feststellung mit einem Brummen. „Ist doch so“, verkündet sie.

Die Wiesen bieten sich für Fußball an, aber auch Großveranstaltungen, wie das Parkfest im Juni finden dort statt. Durch die vielen freistehenden Bäume und das verhältnismäßig wenige Gebüsch hat der Park einen eher zweckmäßigen Charakter. Den Schmuck bieten vor allem eine Vielzahl an Skulpturen lokaler Künstler. Die meisten davon sind in eher abstrakten Stilarten gehalten, werden aber in jedem Fall mit der Nichtbeachtung behandelt, welche ohnehin der meisten Kunst im öffentlichen Raum gegenüberschlagt. Ruhig ist es tagsüber eher selten hier. Zu dem Geräuschpegel der Parkbesucher kommt noch der herumbrausende Verkehrslärm. Doch es ist etwas anderes, das einem unangenehm auffällt.

 

Gratis im Netz surfen in Rosenheim

Seit Mitte 2015 gibt es in der Rosenheimer Innenstadt an mehreren Standorten kostenloses WLAN. Insgesamt elf Sendeeinheiten im Salingarten, der Fußgängerzone, dem Max-Josefs-Platz, dem Ludwigsplatz, am Grünen Markt, dem Busbahnhof, dem Riedergarten und am Salzstadel sollen für eine größtmögliche Abdeckung sorgen.

Kameraüberwachung ist notwendig

Einen eher zweifelhaften Schmuck bilden dagegen die Schilder, welche auf die Kameraüberwachung und das Alkoholverbot im Park hinweisen. Sie sind Zeugnisse der Probleme, die es hier immer wieder gibt. Seit 2010 sind im Salingarten und weiteren „Brennpunkten“ in der Stadt Kameras installiert. Diese werden durch das Polizeipräsidium Oberbayern Süd betrieben. „Diese Kameraüberwachung ist leider auf Grund einer Häufung von Vorfällen nötig geworden“, erklärt Jürgen Thalmeier, Pressesprecher des Präsidiums.In der letzten Zeit gab es keine größeren Vorfälle mehr, aber noch 2015 häuften sich die Berichte über Straftaten, die im Riedergarten geschahen.

Auch bei der Stadt ist man sich des Problems bewusst. „Problematisch wird es meist dann, wenn Gruppen in größeren Mengen Alkohol konsumieren und dann entsprechende Ausfallerscheinungen auftreten“, räumt auch der Pressesprecher der Stadt ein. “Mit Hilfe der polizeilichen Sicherheitswacht, dem städtischen Ordnungsdienst und auch den Fachleuten aus den Sozial- und Jugendhilfeeinrichtungen versucht die Stadt die Probleme in Grenzen zu halten.“ Dabei stünden Kommunikation und der Appell an die Vernunft im Vordergrund. „Bei Uneinsichtigkeit muss in Einzelfällen jedoch auch mit Platzverweisen oder Bußgeldern gearbeitet werden.“

Ein WLAN-Hinweisschild im Salingarten in Rosenheim.

Der Riedergarten: Ein vollkommenes Kontrastprogramm

Das dramatischste, was in der letzten Zeit im Salingarten passiert ist, war das ein Mann bei einer Polizeikontrolle flüchtet. Es stellte sich später heraus, das er sich nichts hatte zu Schulden kommen lassen, sondern einfach nur in Panik geraten war.Überhaupt unterscheiden sich beide Parks enorm. Zunächst einmal fällt es einem beim Geräuschpegel auf. Auch hier braust der Verkehrslärm vorbei, aber je tiefer man sich ins Grün hinein begibt, desto mehr endet der Lärm in einem leisen Rauschen. Das ganze nur einen Steinwurf von dem anderen Park entfernt.

Vor allem aber beeindruckt der Riedergarten aber mit seiner Pflanzenpracht. Der ehemalige Apothekergarten an dessen Namensgeber auf einem Gedenkstein erinnert wird, kann beeindrucken. Die vielfältig zusammengestellten Beete laden zum Spazierengehen und Genuß der Blumen ein. Die zahlreichen Blumen, wie es sich in dieser Stadt anbietet vor allem Rosen, beeindrucken mit einer breiten Palette an Farben.

Nicht nur Bäume, darunter eineige beeindruckende alte Exemplare, sondern im Sommer auch einige Palmen bieten Schatten und einen prächtigen Anblick. Die tropischen Gewächse sind schon seit den 1920er Jahren, als der Park in den Besitz der Stadt kam mit dabei.

„Schau mal da!“ Eine junge Mutter hält ihre kleine Tochter vor einem der hochgewachsenen Sträucher in die Höhe. Eine Amsel hat dort ihr Nest untergebracht und füttert ihre Kücken. Eine idyllische Szene mitte in der Stadt, das kleine Mädchen staunt mit offenem Mund. Vor allem Familien mit Kindern sind hier neben zahlreichen Senioren unterwegs. Auch der beliebte Spielplatz in einem Teil des Parks ist ein Grund dafür.

Riedergarten:

  • Bis 1925 im Besitz der Apotherfamilie Rieder
  • Im Rahmen der Landesgartenschau 2010 neugestaltet.

Riedergarten

Der Park als Inspiration

Mitten drinn spaziert Christof Lohmeier mit seiner Frau. Konzentriert und routiniert inspizieren sie die Beete. Die Blumen werden in ihrer Zusammenstellung genau unter die Lupe genommen, teilweise geprüft wie sie riechen. „Bis zur Landesgartenschau 2010 war Rosenheim ja relativ langweilig“, erklärt er. Damals war der Südteil erweitert und klarer geformt worden sowie die Bepflanzung hochwertiger gestaltet. Unter anderem wurden über 1500 Sträucher und Stauden hinzugefügt. „Nun lasse ich mich immer wieder gerne von dem, was hier gemacht wird inspirieren“, erklärt Lohmeier. Er selbst stammt nicht aus Rosenheim, reist extra von außerhalb an, obwohl er durchaus auch den Englischen Garten in München als Maßstab ansetzt.

Der Salin- und der Riedergarten. Zwei Parks mit jeweils ganz speziellen Charakter, die für Einheimische wie Besucher in Rosenheim auf jeden Fall einen Blick wert sind.

Kurios:

Eine Website listet Salingarten und Riedergarten als empfohlenen Fundort von Bärlauch und Felsenbirnen. Abgesehen von den rechtlichen Aspekten dürfte auch die Lage, umgeben von belebten Straßen dagegen sprechen.

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