Recycling: Die Welt zu retten kann so einfach sein

 

 

von Joann Kraus

Richtig recyceln –  gute Idee, aber wie? Ob privat oder in größeren Unternehmen, Möglichkeiten gibt es genug. Darf ich vorstellen: die kreativsten Ideen zur Wiederverwertung von Kunststoff.

Bayern. Ein Bundesland bei dem man in Bezug auf erfolgreiche Firmen erst mal an BMW, MAN oder den Augustiner Bräu denkt. Wenn man sich allerdings mit Erfolgen in Hinsicht auf die Umwelt und Nachhaltigkeit beschäftigt, sollten andere Unternehmen im Vordergrund stehen.

Landkreise in Bayern haben eine gelbe Tonne

  1. Ihr nutzt Abfall als Ressource und produziert daraus Yogamatten. Aus welcher Motivation entstand euer Unternehmen?

„Es entstand aus einer sehr persönlichen Motivation heraus. Wir machen beide leidenschaftlich Yoga und studierten zu diesem Zeitpunkt Nachhaltigkeitsmanagement. Wir dachten eigentlich einen recht nachhaltigen Lebensstil zu führen, bis wir in Göteborg eine Kunstausstellung besuchten. Dort prangerte eine Künstlerin Yogis an, denn die meisten denken sehr nachhaltig zu sein und machen dann aber trotzdem Yoga auf einer billigen PVC Matte. Wir fühlten uns etwas ertappt, denn auch wir haben zuvor nie darüber nachgedacht. So war für uns klar, wir wollten eine richtig nachhaltige Matte auf den Markt bringen.“

  1. Wie genau wird aus Müll eine Matte?

„Wir produzieren unsere Matten zusammen mit einem deutschen Familienunternehmen. Für uns war es sehr wichtig, ausschließlich in Deutschland zu produzieren. Als Ressource für die Produktion nutzen wir Schaumstoff Schnittreste, die bei der Herstellung von Matratzen, Möbeln und anderen Schaumstoff Produkten anfallen. Sie haben eine extrem hohe Qualität, da sie sogenannter „pre-consumer waste“ sind, also Reste, die einfach nur übrig blieben aber bisher noch nicht bei dem Konsumenten waren. Diese werden dann recycelt und kleingehäckselt und wieder für die Produktion unserer neuen Yogamatten genutzt.“

 

  1. Wie kommt man auf die Idee Teller und Verpackungen aus Blättern herzustellen?

„Pedram Zolgadri stellte auf einer Geburtstagsfeier fest, dass seine kleine Tochter nach dem Essen auf einem Berg von Plastikmüll saß. Er fragte sich, was man tun könnte, um solche Plastikberge zukünftig zu vermeiden und fand auf einer Weltreise in Südamerika eine Pflanze, deren Laub mehrmals jährlich geerntet werden kann – perfektes Ausgangsmaterial für ein alternatives Rohmaterial. Im August 2013 gründete er zusammen mit Carolin Fiechter das Unternehmen leaf republic. Drei Jahre dauerten alle Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, um das Produkt erfolgreich für den Gebrauch weiterzuentwickeln, die Produktionsverfahren zu patentieren und die Produkte auf den Markt zu bringen.“

  1. Wo kommen eure Blätter her? Von wem werden Sie gepflückt und wie kommen sie nach Taufkirchen?

„Die Blätter stammen von einer asiatischen Schlingpflanze, die in Nepal, Bangladesh, Indien, Myanmar und Thailand auf Tausenden Hektar wächst. Sie werden hauptsächlich von kooperativen Arbeitsgruppen zu Blattteppichen zusammengestickt und auf lokalen Märkten weiterverkauft. Wir versuchen alle Zwischenhändler auszuschalten, um den Erlös direkt an die Hersteller des Rohproduktes zu zahlen. Leaf republic zahlt auch weit über dem marktüblichen Durchschnitt, damit der Anreiz wächst qualitativ hochwertige Blattteppiche herzustellen. Die Blätter werden von Leaf republics lokalem Tochterunternehmen in einem zentralen Lager am Hafen aufgekauft, einer Qualitätskontrolle unterzogen und auf dem Seeweg nach Deutschland gebracht.“

  1. Welche Produkte findet man bei euch, die zu 100 Prozent plastikfrei sind, für die andere Marken und Unternehmen Plastik verwenden?

„Im Bereich Heimtextilien verzichten wir auf die übliche Plastikverpackung und setzen hier auf Banderolen und Etiketten, Bänder und Hangtags aus Papier. Alle Schlafdecken und Unterbetten sind plastikfrei. Alle Matratzen ebenso, bis auf 2 Kindermatratzen, die einen Reißverschluss für den abnehmbaren Überzug haben. Gerade bei Kindern ist dieser relevant. Diverse Kinder-Schlafprodukte sind auch frei von Plastik. Für die Verpackung der Schlafdecken und Unterbetten verwenden wir Taschen hergestellt aus Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau.“

  1. Wie ist das in der Fertigung möglich, was wird statt dem Plastik verwendet?

„Wir verarbeiten natürliche, nachwachsende Rohstoffe. Sie entsprechen am ehesten „der Natur des Menschen“ und schonen die Umwelt. Alle Rohmaterialien müssen strengsten ökologischen Kriterien genügen. Wir verzichten auf petrochemisch erzeugte Kunststoffe und genmanipulierte Substanzen. Für unsere Naturmöbel verarbeiten wir ausschließlich volles Holz aus nachhaltig bewirtschafteten, europäischen Wäldern. Zudem produzieren wir fast gänzlich Holzverbindungen. Auch die Baumwolle und das Leinen für unsere Mode stammt komplett aus kontrolliert biologischem Anbau. Wohnaccessoires sind aus recycelfähigen Rohmaterialien hergestellt – Glas, Porzellan, Keramik, Holz, Naturfasern. Auch beim Paketversand achten wir streng auf den Verzicht von Plastik: Unsere Pakete werden mit Papierklebeband verschlossen. Als Füllmaterial verwenden wir ein Packpapier, das maschinell zusammengekräuselt wird. Um Metallklammern zu vermeiden, wurde auf Verklebung der Kartons umgestellt. Um Umreifungsbänder zu vermeiden, wird vermehrt auf Kartonagen mit Grifflöchern umgestellt. Alle Pakete werden CO2 neutral zugestellt.“

Und wie kann ich jetzt helfen?

Alles klar, soweit so gut. Trotzdem wird sich immer noch vielen die Frage stellen „Wie kann ich als Einzelner meinen Plastikmüll zu Hause recyceln?“

Plastikflaschen, Joghurtbecher, Plastiktüten – sie alle haben etwas gemeinsam: Man kann sie in den verschiedensten Varianten wiederverwerten und viele nutzvolle Dinge aus ihnen zaubern. Das geht schneller und leichter als gedacht und kann sogar ziemlich viel Spaß machen! Hier eine kleine Anregung:

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Das sagt der Profi:

 

…oder auch nicht. Recycling-Künstler Johannes Brechter im „Sagen Sie jetzt nichts“-Interview

1. Eine deiner Lieblingsfiguren?

2. Was machst du, wenn du Plastikmüll auf der Straße liegen siehst?

3. Wie wird die Zukunft aussehen, wenn die Menschen so weiter machen?

38 Jahre jung und unglaublich freundlich – nicht nur zu mir, sondern vor allem auch zur Umwelt. Als ich Johannes zu Hause besuche, wird schnell klar: Der gelernte Bildhauer hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit seiner Kunst zu inspirieren und ihnen damit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Die Recycling-Leidenschaft fand ihren Ursprung schon in seiner frühen Kindheit. Wenn die Mutter Floristin ist und der Vater Gärtner, liegt eine umweltbewusste Erziehung nahe. Und nun verwandelt er bereits seit sieben Jahren hauptberuflich Plastikabfall und Produktionsreste in ausgefallene Kunstwerke.

Plastikmüll fallen weltweit an

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werden wiederverwertet

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werden verbrannt

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befinden sich in der Umwelt oder auf Deponien

Das sagen Münchner Influencer:

Annika Jung von @anniju

Ich finde Mülltrennen in München allgemein sehr schwierig, versuche aber trotzdem drauf zu achten. Meine alte Kleidung bringe ich immer in die Altkleidersammlung. Kurz zusammengefasst: Man sollte mit der Welt da draußen genauso umgehen, wie mit dem eigenen Zuhause – da vermüllt man ja auch nicht alles.“

Sabrina Schuster vom gleichnamigen Youtube Channel

„Bei uns im Ort gibt es leider keinen gelben Sack in den nur Plastik reinkommt – das würde ich mir persönlich wünschen. Beim Einkaufen packe ich meistens alles in meine riesigen Handtaschen. Und falls nicht, hat meine Mum mich dazu verpflichtet immer eine Stofftasche im Kofferraum dabei zu haben.“

Isabella Herbst von @easyherbst

„Ich bin der Meinung, dass jeder auf seine Art etwas für die Umwelt tun kann. Ich habe für mich entschieden nur Bio Lebensmittel zu kaufen, wenig Fleisch und Milch zu mir zu nehmen und wenig Müll zu produzieren. Ich trinke deshalb zum Beispiel nur Leitungswasser und kaufe keine Plastikflaschen. Außerdem kaufe ich keine Tampons mehr sondern habe mir jetzt eine Menstruationstasse gekauft, die eben keinen Müll macht und auch gesünder für den Körper ist, da dort keine Chlor gebleichte Watte drin ist.“

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