Eigene Playlist erstellen:
Lieder des Lebens
„Hero“ von Enrique Iglesias oder Songs von Helene Fischer. Magdalena erzählt von den emotionalen Extremen und welche Melodien dazugehören.
Viele Momente im Leben verbinden sich mit Musik. Schöne und herzzerreißende. So hat jeder einen Song, den er mit seiner Kindheit, dem ersten Kuss oder der ersten schmerzhaften Trennung verbindet. Jedes Mal, wenn wir diesen Song hören, werden wir in die Zeit zurückversetzt. So bin ich wieder 16 Jahre alt, wenn ich den Song „Songbird“ von Fleetwood Mac höre. Ich stehe am Bahnhof und lächle verstohlen den Jungen an, in den ich heimlich verknallt bin. Oder stehe im Regen mit einem zerrissenen Foto in der Hand, trage schwarze Klamotten, habe verweinte Augen und ersaufe im Liebeskummer.
Und das nur, weil der Song „Love Of My Life“ von Queen in meiner Spotify-Playlist vom Zufallsgenerator ausgewählt wurde. Musik ist die kostengünstige Zeitmaschine der Welt. Wenn persönlich wichtige Momente und die damit verbundenen Songs auf einem Zeitstrahl kleben, entsteht eine „Playlist des Lebens“. Magdalena hat ihre Playlist verraten. Also Füße hoch und den Gurt der Zeitmaschine anlegen
Song der Kindheit
„Als ich ein kleines Mädchen war, war ich großer Bibi Blocksberg Fan. Ich hatte Bücher der kleinen Hexe, Kassetten und natürlich auch VHS. Da liegt es nahe, dass ich sein wollte wie die kleine Hexe. Eines Tages wurde mein Wunsch so übermächtig, dass ich mir einen Besen schnappte und versuchte zu fliegen. Meine Mutter beobachtete den Wahnsinn – kopfschüttelnd. Doch es wollte nicht recht klappen. So sehr ich auch mit meinem Besen durch die Gegend hüpfte – ich konnte einfach nicht fliegen. Um mich weiter zu motivieren, musste der Theme-Song der beliebten Kinderserie her. Also sprang ich, dieses Mal mit Musik, durch den Garten. Wieder nichts. Vielleicht liegt es an den falschen Klamotten. Liegt die Zauberkraft vielleicht in dem grünen Kleid, weißen Socken und rotem Haarband? So meine These. Dass meine Mutter den Spaß mitgemacht hat – mich wundert es. Mit dem passenden Outfit schwang ich mich also erneut auf den Besen, schaltete den Kassettenrekorder an und hatte, welch Wunder, wieder kein Glück. Vielleicht lag es an den falschen Schuhen…“
Song der ersten großen Liebe
„Wir waren mit der Schule in einem Besaufungslager, getarnt als Besinnungslager. Alkohol war natürlich, wie bei jeder schulischen Veranstaltung, strengstens verboten. Also mussten wir ihn heimlich reinschmuggeln. Und wie bei jeder geheimen Party wurde getanzt, gefeiert und getrunken. Doch es geschah, was geschehen musste: jemand hat das Geheimnis verraten. Ich sage nur so viel: Es musste eine Lehrkraft angerufen werden – ein Partygast hatte zu viel Alkohol erwischt. Genau deshalb musste sehr viel vom Rest-Alkohol schnell verschwinden. Und mit verschwinden meine ich: aus dem Fenster geschmissen werden. Da man den Knall gehört hätte, wenn die Flaschen auf dem Boden explodiert wären, musste jemand unten stehen und die Flaschen auffangen. Das war Michaels Job. Er war allerdings auch nicht mehr ganz Herr seiner Sinne. Dabei hat er es fertiggebracht (bis heute ein Mysterium), sich an einer Flasche den Daumen aufzuschneiden. Folglich brauchte er ein Pflaster – und das war mein Job. Meine höchst professionelle Wundversorgung wurde mit den Worten „I can be your hero baby“ von Enrique begleitet. Der Moment, in dem ich meine erste große Liebe Michael kennenlernte.“
Song einer schmerzhaften Trennung
„Herzschmerz, Drama und viele Tränen: die Beziehung in drei Worten. Ich habe viel investiert und nichts zurückbekommen. Auch wenn ich es mir zu Beginn nicht eingestehen wollte: die Beziehung war einseitig. Nach der Trennung wurde es nicht besser. Auch zu der Zeit hatte ich nur die guten Momente im Kopf und blendete den Schmerz und die schlechten Seiten an ihm aus. Es dauerte Monate, bis ich die Beziehung überwunden hatte. Es hat mir beim Versuch, zu vergessen, wenig geholfen, meinen Ex ständig beim Feiern zu sehen. Doch nach Tagen, Wochen und Monaten kam der Tag der Tage. Ich stand an der Bar und ihm gegenüber. Es lief der Song „Shout Out To My Ex“ und mir wurde klar, dass es mir nichts mehr ausmachte, ihn zu sehen. Ich sang die Zeile „Forget that boy, I´m over it“ lautstark mit und konnte nicht aufhören zu lächeln. Dieser Song erinnert mich an den Moment, in dem ich begriffen habe, dass es wieder um mich selbst geht und der Kerl keine weitere Minute meiner Aufmerksamkeit verdient.“
Helene Fischer und die alljährlichen Familienfeste
„Weihnachten läuft bei jedem gleich ab. Man trifft seine Verwandtschaft, isst zusammen, geht in die Kirche, macht die Geschenke auf, singt „Stille Nacht, heilige Nacht“ und geht vollgegessen ins Bett. In meiner Familie läuft das Ganze anders ab. In meiner Familie wird mittags erstmal zu McDonalds gefahren und isst dort zusammen mit Menschen, die auf dem Weg zu ihren Familien sind, einen Royal TS. Zuhause angekommen, gehen wir um 16.00 Uhr in die Kindermesse, für die wir eigentlich viel zu alt sind. Doch man hat um 23.00 Uhr (wenn die Erwachsenen-Messe wäre) einfach Besseres zu tun: Feiern gehen. Bevor ich zur Kindermesser aufbreche, herrscht eine weniger weihnachtliche Stimmung. Meine Mutter ist meist angespannt, mein Vater gelangweilt und meinen Bruder habe ich seit drei Wochen nicht mehr gesehen. Meine Mutter versucht deshalb jedes Jahr, die Anspannung durch Musik zu lösen. Doch nicht etwa durch „Stille Nacht, Heilige Nacht“ oder „Last Christmas“. Stattdessen dröhnt „Ich glaub Dir hundert Lügen“ von Helene Fischer durch die Lautsprecher unsererer neuen Hightech-Anlage. Und das den gesamten Abend. Weihnachten verkörpert für uns Helene Fischer – naja, was tut man nicht alles für seine liebe Mutter.“
Das erste Mal alleine Autofahren
„Ich habe meinen Führschein mit 17 Jahren gemacht und musste deshalb ein ganzes Jahr mit meinen Eltern als Aufsichtspersonen zusammen fahren. Dabei gab es einige Höhen – und noch mehr Tiefen. Sagen wir es so: Ich bin lieber mit meinem Vater gefahren. Dennoch wollte ich endlich ohne Eltern hinterm Steuer sitzen. Als der Tag endlich da war und ich voll Zuversicht und Elan in die Führerscheinstelle spazierte, wusste ich noch nicht, was folgen sollte. Die nette Dame hatte gar keinen Führerschein für mich. Der Auftrag zum Druck ist ihnen irgendwie durchgerutscht. Doch bevor ich richtig ausflippen konnte, beruhigte mich die Dame und sagte, dass ich auch meinen B17-Führerschein weiterverwenden könne. Also: Ab ins Auto! Als ich endlich hinterm Steuern saß, lief der Song „Counting Stars“ von OneRepublic im Radio. Jedes Mal, wenn ich diesen Song höre, denke ich an das damalige Gefühl der Freiheit.“
Playlist des Lebens anhören
Bibi Blocksberg
Titelsong
„Hero“
Enrique Iglesias
„Shout Out To My Ex“
Little Mix
„Ich Glaub Dir Hundert Lügen“
Helene Fischer
„Counting Stars“
OneRepublic
Musik ist Macht
Momente, Erinnerungen und Gefühle. All das spiegelt die Playlist des Lebens von Magdalena wieder. Doch nicht nur ihr Leben ist durchzogen mit Songs, die für immer eine Gänsehaut oder einen bitteren Geschmack auf der Zunge zurücklassen werden.
Jeder Mensch kann in sich gehen und eine Playlist für sein Leben anlegen. Für Momente, die er nie mehr vergessen wird. Die sich eingebrannt haben, wie ein glühendes Eisen in die nackte Haut. Musik hat Macht. Sie lässt uns verzweifeln und gleichzeitig jubeln. Und damit ist es noch nicht vorbei. Neue Momente kommen und ordnen sich auf den Zeitstrahl des Lebens ein. Alle mit Musik. Der Gedanke lässt mich zu meiner Lieblings-CD greifen und „Little Black Submarine“ von The Black Keys auflegen. Dieser Song hat mich schon immer beruhigt. Doch das ist eine andere Geschichte.