Plastikmüll ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Wir zeigen, wie jeder im Alltag auf Plastik verzichten kann und welche Alternativen wirklich taugen.
Erst kürzlich hat wieder einmal ein Video im Netz Furore gemach. Zu sehen ist ein reißender Bach irgendwo im südamerikanischen Dschungel. Soweit so gut. Wäre da nicht das ganze Plastik. Das Wasser ist praktisch nicht mehr zu sehen. Stattdessen ein geschlossener bunter Teppich aus Plastikflaschen, -tüten und anderen Verpackungen, der auf der Oberfläche schwimmt. Ekelhaft, widerwärtig, katastrophal, beschämend – so lauten die Kommentare unter dem Video, das in den sozialen Netzwerken fleißig geteilt wurde. Doch was lernen wir eigentlich aus solchen Videos oder Bildern verendeter Meeresvögel, deren Mageninhalt sich als ein Potpourri unterschiedlichster Kunststoffe entpuppt?
Natürlich, die Politik ist dran. Derzeit wird beispielsweise eine EU Plastikstrategie entwickelt, an der auch das Deutsche Umweltbundesamt maßgeblich beteiligt ist. „Damit endlich weniger Müll im Meer landet, müssen wir wissen, wo er her kommt und wir müssen uns Maßnahmen überlegen, wie wir verhindern, dass der Müll in der Umwelt landet. […] Dazu gehört, deutlich mehr Plastik zu recyceln und auch das Bewusstsein dafür zu schaffen, sorgfältig mit Plastik umzugehen.“ – so Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA. Laut 7-Punkte-Plan, den das Netwerk der europäischen Umweltbehörden diesen Sommer vorlegte, hat die Müllvermeidung allerdings immer noch höchste Priorität. Wir haben die 6 wichtigsten Dinge zusammengestellt, wie wir uns alle daran beteiligen können diesen Plan zu unterstützen.
Die besten Alternativen zu Plastiktüten
Seit Juni 2016 gilt für den Handel in Deutschland in Sachen Plastiktüten eine freiwillige Selbstverpflichtung. Das heißt Plastiktüten dürfen nicht mehr kostenfrei an Kunden abgegeben werden. Doch bisher konnte sich lediglich die Supermarktkette Rewe dazu durchringen, an der Kasse komplett auf Einwegtüten aus Plastik zu verzichten und nur Mehrwegtaschen, Papiertüten und Jutebeutel anzubieten. Der Großteil der Einzelhandelsunternehmen gibt weiterhin Plastiktüten gegen ein Entgeld von durchschnittlich 15 Cent an seine Kunden ab. Damit du also beim nächsten Mal an der Supermarktkasse oder im Kaufhaus nicht in Verlegenheit gerätst, eine Plastiktüte käuflich erwerben zu müssen, hilft es immer einen Stoffbeutel oder eine wiederverwendbare Tragetasche dabei zu haben. Übrigens gibt es auch einige Anbieter von handlichen und verschließbaren Stofftaschen für den Transport von losem Obst und Gemüse, denn in den Obst & Gemüse Abteilungen gibt es nach wie vor nur die dünnen transparenten Abrisstüten aus Kunststoff – auch bei Rewe.
Täglicher Verbrauch von Einweg-Kaffeebechern in München

Stopp Plastik to go – Mehrweg-Kaffeebecher
Alleine in München werden laut städtischem Abfallwirtschaftsbetrieb täglich 190.000 Einweg-Kaffeebecher verbraucht. Das Problem: sie sind nicht recyclebar. Denn neben dem Plastikdeckel sind die Pappbecher innen mit Plastik beschichtet. Deshalb lohnt es sich seinen eigenen Becher mitzubringen und befüllen zu lassen. Das Angebot ist hier sehr groß und mittlerweile bieten viele Coffeeshop-Ketten auch wiederverwendbare Kaffeebecher zum Kauf an. Eine weitere Alternative ist das erste Pfandsystem für Mehrweg-Kaffebecher. Der Recup kann für 1 Euro Pfand mitgenommen, wiederverwendet und bei Bedarf im Café oder am Kiosk zurückgegeben werden. Einen Überblick, wo in Deutschland Cafés und Kioske bereits das Pfandsystem unterstützen, findest du auf der Karte.
Extra-Tipp
Kaffee schmeckt aus einer Porzellantasse immer noch am besten – also einfach mal 5 Minuten mehr Zeit nehmen für den Kaffeegenuss.
Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik
Insbesondere das sogenannte Mikroplastik wird für unsere Umwelt, aber vor allem für die Meere und die darin lebenden Lebewesen zu einer zunehmenden Belastung und Gefahr. Plastik-Partikel, die fünf Millimeter und kleiner sind, finden sich als sichtbare kleine Kügelchen beispielsweise in Dusch-Peelings. Um sicher zu gehen, dass ein Produkt kein Mikroplastik enthält, sollte man auf Siegel achten, wie den Blauen Engel, das EU-Ecolabel, das BDIH-Siegel oder das Natrue-Siegel. Viele Pflegeprodukte lassen sich aber auch einfach und kostengünstig selbst herstellen.

Kastanien-Shampoo Rezept von blattunddorn.at
- Nach dem Sammeln sollten die Kastanien zu allererst gut gewaschen werden.
- Zum Zerkleinern die Kastanien in ein Stoffsäckchen und mit einem Hammer zerstoßen. Je kleiner die Stücke werden, umso besser lösen sich die Seifenstoffe.
- Anschließend füllt man die Kastanienbrösel in ein Schraubglas und gießt sie mit lauwarmen Wasser auf.
- Das Ganze lässt man einige Stunden ziehen und dann ist die Seifenlauge auch schon fertig.
- Das fertige Kastanien-Shampoo seiht man abschließend durch ein Sieb ab.
- Um für einen tollen Glanz zu sorgen kann der Saft einer halben Zitrone dazu gemischt werden. Diese wirkt durch den hohen Vitamin C Gehalt nebenbei entfetten. Wer mag fügt naturreine ätherische Öle mit dem Lieblingsduft hinzu.
Sportkleidung muss nicht synthetisch sein
Auch Sport- und Outdoor-Bekleidung ist problematisch im Hinblick auf Plastikmüll und Umweltverschmutzung durch Mikroplastik. Denn bei jedem Waschgang der Synthetikmaterialien lösen sich kleinste Fasern und Partikel, die so klein sind, dass sie kaum aus dem Abwasser gefiltert werden können und so in unsere Gewässer gelangen wo sie Fische und andere Wasserlebewesen gefährden. Die konsequenteste Alternative zu synthetischen Stoffen sind natürlich Produkte aus Naturfasern. Gerade im Sportbereich ist Merinowolle immer beliebter, denn sie ist leicht, atmungsaktiv, schweißabsorbierend, temperatur- und feuchtigkeitsregulierend, stinkt weniger und ist dabei gleichzeitig gut hautverträglich und biologisch abbaubar. Wer auf Funktionsklamotten und synthetische Materialien nicht verzichten möchte, der sollte sich spezielle Waschbeutel wie z.B. den GuppyFriend zulegen. Die spezielle Struktur dieser Beutel verhindert, dass der sogenannte Micro Waste bei der Maschinenwäsche im Abwasser landet.
Ich sage meinen Freunden: Kommt vorbei. München ist schön.
Hanna, 28
freie Journalistin
in München seit 2013
Ich sage meinen Freunden: Kommt vorbei. München ist schön.
Hanna, 28
freie Journalistin
in München seit 2013
Das ist die Überschrift
Interview mit Lena & Philipp von
Philipp, Du und Lena versucht, seit über einem Jahr müllfrei zu leben. Wie kam es zu dieser Entscheidung?Umweltfreundlich zu leben war uns schon immer wichtig. Wir haben auch immer darauf geachtet, dass wir biologische Lebensmittel einkaufen und möglichst wenig Müll produzieren. Tatsächlich fast müllfrei sind wir bei unserem Umzug nach Kiel und in unserer erste gemeinsamen Wohnung geworden. In Kiel gibt es einen unverpackt-Laden, bei dem wir in den ersten Tagen gleich einkaufen waren. Müllfrei zu leben war dann keine Entscheidung, sondern eher ein Prozess.
Wie radikal verändert dieser Schritt euren Alltag? Es bedarf ja schon einer Menge Disziplin und vor allem Zeit.
Radikal verändert hat das unseren Alltag über das ganze Jahr hinweg gesehen nicht, es waren immer kleine Schritte. Wir haben uns angeschaut, wie man Hafermilch selbst machen kann, um den Tetra Pak einzusparen, dann haben wir angefangen Brot selbst zu backen usw. Es benötigt zwar extra Zeit, wenn wir etwas neues ausprobieren. Sobald wir das dann jedoch in unseren Alltag integriert haben, machen wir das so nebenher und es kostet auch nicht mehr Zeit, wie der Einkauf im Supermarkt. Deshalb müssen wir uns da auch nicht disziplinieren. Wir leben zwar fast müllfrei, gönnen uns aber auch abends mal eine Falafel, die meist in eine Papiertüte gewickelt ist.
Wie reagiert euer Umfeld auf euren Lebensstil? Und habt ihr das Gefühl, ihr könnt damit wirklich etwas bewirken?
Wir gehen mit der ganzen Sache sehr entspannt um. Wir möchten niemandem etwas aufdrücken oder ihm/ihr das Gefühl geben, dass wir komisch schauen, wenn sich jemand Nudeln in der Packung kauft. Trotzdem merken wir aber schon auch, dass das auf einige unserer Freunde ein bisschen Einfluss zu haben scheint. Durch unseren Blog haben wir inzwischen auch eine ganz gute Reichweite und bekommen immer mal wieder Feedback, dass z.B. jetzt jemand den Allzweckreiniger selbst macht statt ihn zu kaufen. Wir hoffen natürlich schon, dass einige das gut finden zu sehen, dass Menschen müllfrei(er) leben können ohne dass man mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt läuft.
Konfrontiert man Menschen damit, dass wir viel zu viel Plastikmüll produzieren, entgegnen viele mit dem Argument, dass es auch eine Frage des Geldes sei, so einzukaufen, dass man Plastikverpackungen etc. vermeidet. Wie könnt ihr das entkräften?
Dieses Argument haben wir auch oft gehört weshalb wir vor einigen Wochen beschlossen haben, für eine Woche all unsere Ausgaben aufzuschreiben. Wir haben jede einzelne Zutat gewogen, die in unser Essen kam. Das war ziemlich anstrengend, der Aufwand hat sich jedoch gelohnt. Eine Woche lang haben wir nur im unverpackt-Laden oder auf dem Wochenmarkt beim Bioland-Stand eingekauft. Im Endeffekt haben wir pro Tag und Person 2,57€ für Frühstück, Mittag- und Abendessen ausgegeben. Wir können also aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Aussage nicht stimmt. Wir müssen aber anmerken, dass wir keine tierischen Produkte gegessen haben, was die Kosten nach oben treibt. Wir kaufen auch keine Fertigprodukte, sondern kochen alles frisch.
Welche 5 Maßnahmen um im Alltag Plastikmüll zu vermeiden kann eurer Meinung nach wirklich jeder umsetzen?
- Stoffbeutel/Taschen/Körbe zum Einkaufen mitnehmen. Wir haben inzwischen immer einen Stoffbeutel dabei, so dass wir auch mal spontan einkaufen gehen können.
- Selbst mitgebrachte Dosen an der Käse-/Wursttheke. Die Dosen dürfen zwar nicht hinter die Theke genommen, aber darauf abgestellt werden. Wenn der/die VerkäuferIn nicht mitmacht, gegen den Kauf entscheiden.
- Alternativ einkaufen bei Obst und Gemüse. Hier kann man auf dem Wochenmarkt einkaufen, um das in Plastik verpackte Biogemüse im Supermarkt zu vermeiden oder nur in Supermärkte gehen, die unverpacktes Obst und Gemüse anbieten.
- Dinge selbst machen. Viele Produkte kann man einfach und mit geringem Zeitaufwand selbst machen. Das spart am Ende Zeit (der Gang zum Supermarkt entfällt), Geld und oft schmeckt es sogar besser. Und der Verpackungsmüll entfällt natürlich auch.
- Nein sagen. Wir haben gemerkt, dass wir oft Dinge kaufen, weil wir gerade Lust darauf haben, sie aber nicht wirklich brauchen oder sie uns nur kurz Zufriedenheit bringen. Wir haben es uns deshalb angeeignet beim Einkaufen zu überlegen, ob man etwas wirklich braucht oder ob man es gerade nur haben möchte, weil es so schön aussieht. Das spart nicht nur Plastikmüll sondern auch viel Geld.
Hand auf’s Herz, gibt es Bereiche oder bestimmte Dinge in eurem Leben, bei denen Ihr es noch nicht geschafft hast auf Plastik zu verzichten?
Schwierig. Wenn wir uns anschauen was wir so einkaufen, dann sind wir da schon recht weit. Wenn wir mal richtig Lust haben und wir unsere selbst gemachten Brotchips nicht essen möchten, kaufen wir uns auch mal eine Packung Chips. Insgesamt können wir sagen, dass der unverpackt-Laden in Kiel es uns sehr viel einfacher macht müllfrei(er) zu leben. Ein Bereich in dem es uns aber nach wie vor schwer fällt ist die Zahnhygiene, so haben wir normale Zahnbürsten und Zahnseide. Müllfreie Varianten konnten uns bisher leider nicht zu 100% überzeugen.
Nachgefragt: Wie vermeiden junge Großstädter Plastikmüll?

„Mir ist es sehr wichtig, meinen Plastikverbrauch im Alltag möglichst gering zu halten. Das mache ich so gut es geht, indem ich beim Einkaufen immer eine eigene Tasche dabei habe Außerdem kaufe ich fast ausschließlich Obst und Gemüse ohne Verpackung und vorzugsweise Lebensmittel im Glas. Ich verzichte auf Getränke in Plastikflaschen –meistens tut es eh unser Leitungswasser“
Franziska, 29 Produktionerin aus München

„Auch synthetische Textilien fallen für mich in die Kategorie „Plastikmüll“. Gerade als Schneider ist es für mich wichtig auf hochwertige Textilien zu achten und deren Hersteller mit meinem Kauf zu unterstützen.“
Michael, 32 Couture-Schneider aus München

„Die Reduktion von Plastikmüll in meine Alltag begann beim Verzicht auf Plastiktüten und Take-Away-Geschirr und führte meinen Partner und mich kürzlich auch dazu, als baldige Eltern Stoffwindeln eine Chance zu geben. Jedes Wickelkind verursacht nämlich innerhalb von 2,5 Jahren einen Windelmüllberg von einer Tonne.“
Maggie, 30 Kunsthistorikerin aus Zürich

„Obst und Gemüse kaufe ich wann immer es geht lose, am liebsten im Gemüseladen oder am Obststand bei mir in Neuhausen um die Ecke. Auch Tee kaufe ich lose und fülle ihn in Metalldosen ab. Joghurt kaufe ich nur in Gläsern und verwende diese gerne wieder z.B. für ein Müsli to go.“
Verena, 30 Redakteurin aus München

„Obwohl ich am liebsten Bio-Produkte kaufe, gebe ich dem lose verkauften Gemüse aus der Region den Vorzug, wenn die Bio-Ware nur in Plastik angeboten wird. Am liebsten kaufe ich aber ohnehin auf dem Wochenmarkt ein – wenn man mit Kinderwagen unterwegs ist, kann man bequem alles dort reinwerfen und braucht keine Plastiktüten.“
Tina, 39 Redakteurin & Mama von 3 Jungs aus Rosenheim

„Ich versuche immer mit einem Stoffbeutel zum Einkaufen zu gehen. Bei Obst & Gemüse nehme ich nach Möglichkeit nur das Unverpackte.“
Lorenz, 33 Sales Manager aus München