Frostbeulen zur Bescherung

Plätzchen backen, Punsch trinken oder Tod durch Erfrieren. Während viele sich auf eine behagliche Zeit vor dem Christbaum freuen, verbringen einige Menschen Weihnachten auf der Straße. Doch es gibt auch für Menschen ohne Obdach Rückzugsräume in München. Einer davon ist die „Teestube“ in der Zenettistraße.
Von Ben Schneider

Obdachlos, Wohnungslos, Hoffnungslos?

Schon bevor die Teestube öffnet, versammeln sich einige Menschen vor der Tür. Jeden Tag im Jahr hat die Stube von 14 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Auf den ersten Blick wirken sie nicht so, wie man sich vielleicht einen Obdachlosen vorstellt. Etwas ungepflegt vielleicht, aber in die Teestube kommen nicht nur Obdachlose.

Das Sozialreferat München legt Wert darauf, zwischen Obdachlosen und Wohnungslosen zu unterscheiden. Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit werden im alltäglichen Sprachgebrauch oft verwechselt oder gleichgesetzt. Wohnungslose Personen sind Menschen, die zwar keinen eigenen Wohnsitz besitzen, aber dennoch ein Dach über dem Kopf haben. Sie wohnen beispielsweise in der Bayernkaserne oder bei Bekannten auf Zeit. Menschen die „Platte machen“, also beispielsweise mit Kartons auf der Straße schlafen, werden als Obdachlose bezeichnet.

Zu keiner der beiden Personengruppen gibt es genaue Zahlen in Deutschland. Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Wohnungslosenhilfe geht von derzeit 335.000 Wohnungslosen in Deutschland aus. Das Sozialreferat München schätzt, dass es etwa 7.000 Wohnungslose in München gibt. Davon sind geschätzt 550 obdachlos.

Keine leichte Arbeit

Diese 7.000 Menschen gehören zu den potentiellen „Klienten“ der Teestube. Dort können sie Wäsche waschen, eine Küche nutzen, Duschen, soziale Kontakte pflegen oder im Winter der Kälte entfliehen. Das vielleicht wichtigste Angebot ist aber die Möglichkeit, sich eine Postadresse dort einzurichten. Ohne Meldeadresse ist es unmöglich, Hilfeleistungen vom Staat zu bekommen.

Hilfe bekommen „Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind, sind Leistungen zur Überwindung dieser Schwierigkeiten zu erbringen, wenn sie aus eigener Kraft hierzu nicht fähig sind“, so die Definition des Gesetzgebers. Getragen wird die Teestube vom evangelischen Hilfswerk. Das Team der Teestube besteht aus 27 hauptamtlichen Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, 41 ehrenamtlich Mitarbeitenden und vier Praktikanten.

Wie außergewöhnlich und belastend die Arbeit dort sein kann, lässt neben der Hausordnung ein handgeschriebenes Schild über der Spüle in der Gemeinschaftsküche erahnen. „Das Spülbecken ist keine Toilette“ steht dort geschrieben. „Das ist leider wirklich notwendig“, versichert Dominik, ein junger Sozialarbeiter in der Teestube, der auch regelmäßig als Streetworker in München unterwegs ist. Die Arbeit der Streetworker richtet sich an volljährige, akut wohnungslose, alleinstehende Frauen und Männer, die Hilfeangebote von sich aus nicht oder noch nicht annehmen.

Hausordnung der Teestube

 

  • Kein Alkohol
  • Nicht Rauchen
  • Keine Drogen
  • Kein Diebstahl
  • Keine Schlägerei
  • Keine Bedrohung
  • Keine Beleidigung
  • Nichts deponieren
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Ein warmer Ort in der kalten Weihnachtszeit

Wenn die Temperaturen sinken, wird das Leben für die Klienten der Teestube härter. In München gibt es glücklicherweise viele Hilfen für Menschen auf der Straße. Die Bayernkaserne bietet Schlafplätze an, der sogenannte „Kältebus“ dreht jeden Abend seine Runden durch München. Dort können sich die Menschen aufwärmen, gleichzeitig wird frisches Essen für Hilfsbedürftige zubereitet. Viele kommen aber auch regelmäßig in die Teestube. Nicht nur, um der Kälte zu entfliehen, sondern auch um in einer alkoholfreien Umgebung soziale Kontakte zu pflegen.

Das wirklich jemand auf der Straße erfriert, ist in München glücklicherweise eine Ausnahme, Dank der vielfältigen Angebote. „Das sei vorbildhaft in ganz Deutschland, was München hier leiste“, so Dominik. Aber natürlich machen sich die Streetworker mehr Sorgen um einige Personen im Winter, manche Problemfälle werden dann öfters besucht, um sicher zu stellen, dass es ihnen gut geht. Oft zehren die Menschen noch von den körperlichen Reserven, die sie in den Sommermonaten aufgebaut haben. Zum Jahreswechsel bekommt die Bayernkaserne oft noch einen Zulauf, die Reserven sind dann aufgezehrt bei vielen.

Zu Weihnachten merkt man den Menschen in der Teestube oft an, dass Erinnerungen an vergangene Zeiten an ihnen nagen. Die Stimmung ist dann manchmal etwas depressiv. Zu dieser Zeit wird der Kontrast zum Rest der Gesellschaft besonders deutlich für Obdachlose. Viele haben nicht nur ihr Zuhause verloren, sondern auch Familie und Freunde auf ihrem Weg. Die Teestube gibt diesen Menschen dann Halt und Geborgenheit.

Gründe für Obdachlosigkeit

 

  • Verlust der Arbeit
  • finanzielle Probleme
  • Trennung oder Scheidung
  • häusliche Gewalt
  • Kriminalität sowie Haftentlassung
  • akute oder chronische Erkrankungen
  • psychische Probleme wie Depressionen oder Sucht
  • Anstieg von Mieten
Obdachloser in der Nähe des Chriskindlmarktes am Marienplatz in München.

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