Wohnraum in der bayrischen Landeshauptstadt ist knapp, teuer und schwer zu bekommen. Studierende können von diesem Problem ein Lied singen, denn für viele entwickelt sich die Wohnungs- oder Zimmersuche zu einem echten Spießrutenlauf. Doch soweit muss es gar nicht erst kommen – wenn man einige Tipps und Tricks beachtet!
„München schien der schlimmste, verlassenste, unerträglichste Ort zu sein – die Zimmer so klein, der Komfort so dürftig – unausstehlich.“
– Mark Twain
Von dem Problem, das Mark Twain bereits 1878 gesprochen hat, können Studierende ein Lied singen. Wohnraum in der bayrischen Landeshauptstadt ist knapp, teuer und schwer zu bekommen – dennoch ist die bayrische Landeshauptstadt bei jungen Menschen so beliebt wie kaum zuvor. Haben sie die Zusage fürs Studium oder das Praktikum erst einmal in der Tasche, können sie es kaum mehr abwarten, endlich zu starten. Doch bei vielen lässt die Euphorie schnell nach, wenn sie sich auf die Suche nach einer Wohnung oder einem WG-Zimmer machen. München ist ein teures Pflaster, die Mieten steigen stetig und aufgrund des Booms an den Hochschulen ist der Andrang auf freie Wohnplätze immens. Nicht selten geraten Studierende bei der Suche nach einer Bleibe oft an ihre psychischen und finanziellen Grenzen – und das noch bevor für sie das Leben in der bayrischen Landeshauptstadt beginnt.
Studenten nehmen einiges in Kauf, um ein Zimmer zu bekommen
600 Euro für ein 20-qm-Zimmer in einer 4er-WG? Klingt wie ein Scherz, ist in München jedoch Realität. Wirft man einen Blick auf die Wohnungsanzeigen in den Online-Portalen, zeigt sich schnell, dass ein Zimmer unter 500 Euro nur schwer zu finden ist. Studenten scheinen sich mit dem Wohnungswahnsinn in München jedoch arrangiert zu haben. Hohe Mieten und lange Pendelwege nehmen sie in Kauf.
Auch skurrile Wohnkonstellationen sind in München häufig, wie Studentin Lisa am eigenen Leib erfahren hat. Nach einem Auslandssemester kam sie 2017 nach München – und ihre erste Zeit wurde für sie zu einem (Wohn-)Abenteuer! Die lästige Wohnungssuche ersparte sie sich, stattdessen kam sie erst einmal bei ihrem Freund unter. „Der war happy, ich war besorgt (und happy)“, erinnert sich Lisa. Ihre Bedenken hatten einen Grund: Ihr Freund wohnte nicht alleine in einer Wohnung, sondern in einer WG in einem Münchener Vorort – und diese teilte er sich mit 13 anderen Personen! Lisa war zunächst skeptisch, doch sie ging das Wagnis ein und zog zu ihrem Freund in ein 18qm-Zimmer, für das er 600 Euro bezahlte. Das Zusammenleben in der 15er-WG sollte nur von kurzer Dauer sein. Alles klappte zunächst auch super, obwohl die Leute unterschiedlicher nicht hätten sein können. Von Hippie-Veganern, einem IT-Nerd, einer Fashionista, Beerpong-Buddies oder einem polnischen Pärchen, das sein Glück im 6qm-Zimmer suchte, wohnten die verschiedensten Charaktere in der Wohnung.
Was als lustiges Abenteuer begann, wurde für Lisa und ihren Freund jedoch irgendwann zu einer Belastungs. Letztlich entschlossen sich die beiden, sich nach etwas Eigenem umzuschauen. Doch ein studentisches Pärchen auf Wohnungssuche? – Nicht gerade die Traumkombi für einen Vermiete. Lisa und ihr Partner hatten allerdings Glück und fanden über Kontakte eine passende Bleibe, wie die Studentin erzählt:
„Eine Verwandte zog aus ihrer Top-Wohnung in Top-Lage aus und erzählte ihrem Vermieter von unserer Lage. Er war wenig begeistert, weil er natürlich schon diverse Single-Interessenten mit festem Einkommen im Hinterkopf hatte. Doch durch ihre charmante Art ließ er sich schließlich breitschlagen, uns zumindest erst einmal eine Selbstauskunft einreichen zu lassen. Die war am Ende knapp 30 Seiten lang und beinhaltete ein persönliches Anschreiben, die Personalien und Einkommensauskünfte von mir und meinem Vater sowie meinem Freund und dessen Vater. Natürlich lagen auch unsere Werkstudenten-Verträge, die letzten Einkommensnachweise unserer Eltern und eine Schufa-Auskunft anbei. Der Vermieter lud uns schließlich zu einem Kennlern-Gespräch ein und zwei Stunden später rief er mich an, um die frohe Botschaft zu verkünden: ‚Sie haben die Wohnung!’ Natürlich zögerten wir nicht lange sagten sofort zu. Nun zahlen wir 1.200 Euro warm für rund 55qm in Sendling – hart, aber fair.“

Tipps und Tricks für die Wohnungssuche
Wer eine Bleibe in München sucht, sollte am besten viel Zeit und starke Nerven mitbringen. Zwar gibt es keine Geheimformel und sicherlich spielt auch immer Glück eine entscheidende Rolle, doch diese einfachen Tipps und Tricks können die Wohnungssuche erleichtern.
Online-Wohnungsportale durchsuchen
Die Online-Recherche ist für Studenten erst einmal der schnellste, bequemste und einfachste Weg, um an eine bezahlbare Unterkunft zu kommen. Portale wie Immowelt oder Immobilienscout24 bieten viele Wohnungen, auf WG-gesucht trudeln im Minutentakt neue Zimmerinserate ein. Doch hier gilt: Leute anschreiben, was das Zeug hält!
Zeitungsanzeigen durchforsten und selbst Inserate schalten
Besonders ältere Vermieter, die weniger internetaffin sind, greifen auf den klassischen Weg zurück und inserieren in regionalen Printzeitungen. Ein Blick in die Tagesblätter kann sich lohnen!
Kontakt zum Studentenwohnheim aufnehmen
Aktuell betreibt das Studentenwerk München 30 Wohnheime (in München, Freising und Rosenheim), mit Platz für 11.000 Studierende. Der Andrang auf die freien Zimmer ist allerdings groß, deshalb gilt: So schnell wie möglich in die Wartelisten eintragen. Die Wartezeiten für ein Zimmer betragen ein bis vier Semester. Doch pünktlich zum Semesterstart verlost das Studentenwerk Wohnheimsplätze. Wer sich rechtzeitig auf der Warteliste einschreibt und etwas Glück hat, bekommt vielleicht eines der begehrten Zimmer.

Hausverwaltungen und Makler kontaktieren
Wer genügend Lust und Zeit hat kann sich eine Liste mit Münchener Hausverwaltungen erstellen und diese telefonisch kontaktieren. Mit etwas Glück finden sich so auch Wohnungen, die noch nicht einmal inseriert sind.
Bestehende Kontakte nutzen
Ihr kennt das Spiel: Wer jemanden kennt, der jemanden kennt usw.
Mobilisiert euren Freundes- und Bekanntenkreis und fragt immer wieder nach freien Wohnungen und Zimmern. Wer hartnäckig bleibt, kann nur gewinnen!

Auf Facebook inserieren
Auf Facebook gibt es zahlreiche Gruppen, in denen Wohungs- und Zimmeranzeigen geschaltet werden. Doch es kann sich lohnen, auch selbst aktiv zu werden und sein Gesuch in den Gruppen zu veröffentlichen.
Uniaushänge am schwarzen Brett beachten
Neben zahlreichen Stellenanzeigen, privaten Kleinanzeigen und Nachhilfeangeboten finden sich am schwarzen Brett in der Mensa in der Leopoldstraße auch einer Vielzahl an Mietangeboten
Nach Wohnungen zur Zwischenmiete Ausschau halten
Natürlich möchte jeder Student der in München beginnt am liebsten sofort einen unbefristeten Mietvertrag erhalten. Doch wenn das nicht funktioniert, können Zwischenmieten eine alternative Lösung sein. Vielleicht nicht gerade der bequemste Weg, doch allemal besser als zu Studien- oder Praktikumsbeginn gar keine Bleibe zu haben.
… und wer bis zum Semesterstart oder Praktikumsbeginn noch keine Wohnung oder ein Zimmer in der Stadt gefunden hat, kann immer auf folgende (Not-)Lösungen zurückgreifen:
- Hotel, Hostel, Bed & Breakfast
- Air B’n’B
- Versuchen, bei Freunden oder Verwandten unterzukommen
- Wohnungen und Zimmer im Münchener Umland suchen (Nachteil: ggf. schlechte Anbindung und lange Pendelzeiten, Vorteil: geringere Mieten und die Chance, schneller ein Zimmer zu bekommen)
Das braucht man auf der Wohnungssuche in München
Zeit
Geduld
Geld
Glück
Das sagen Studenten zum Wohnungswahnsinn in München:
Sophia
Studentin
„Vor genau zwei Jahren im Februar hat mein Praktikum bei HBM begonnen und dafür musste ich von Nürnberg nach München ziehen. Anfangs war das gar nicht so klar, da ich mir sogar überlegt hatte zu pendeln. Durch die hohen Mietpreise in München, hätte mich das Monatsticket für den Zug und die Monatsmiete in Nürnberg nicht mehr gekostet. Aber der Zeitfaktor ist natürlich auch entscheidend, deshalb habe ich mich dann doch auf die Suche nach einer Wohnung gemacht. Ich habe Ende Dezember die Zusage bekommen und am 15. Februar begann mein Praktikum. Die Wohnungssuche hat mir von Anfang an Angst gemacht, weil ich mir schon vorstellen konnte, wie schrecklich es wird. Außerdem war ich mitten in der Klausurenphase und hatte demnach auch nicht die Möglichkeit spontan und schnell zu Wohnungsbesichtigungen zu gehen. Frustrierend war aber vor allem der Weg, bis ich erst einmal eine Antwort auf meine Anfragen bekam. Ich habe mich „Immowelt“, „Immoscout“ und „WG-gesucht“ auf passende Inserate gemeldet, doch schätzungsweise nur in 20 Prozent der Fälle überhaupt eine Antwort bekommen. Dann hat sich endlich jemand bei mir zurückgemeldet, der seine Einzimmerwohnung von März bis Juni untervermieten wollte. Er lud fünf Kandidaten an einem bestimmten Tag ein. Blöd war, dass das der Tag vor einer wichtigen Klausur war. Ich kam mir echt blöd vor, aber ich habe meine Mama zum Besichtigungstermin geschickt und gehofft, dass ihn das nicht gleich abschreckt. Meine Mama hat alles gegeben, sodass er dann am Tag danach mit mir skypen wollte und dann hatte ich auch relativ schnell die Zusage. Ich war so erleichtert, auch wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich schlecht war. Ich wohnte auf 16qm in Perlach, mit nicht wirklich freundlichen Nachbarn für 600€ im Monat (und die Wohnung war hässlich und hatte einige Mängel). Dazu kam, dass ich vor und nach dem Praktikum jeweils zwei Wochen überbrücken musste und erstmal im Hotel geschlafen habe. Jetzt hoffe ich, dass ich nie nie wieder eine Wohnung in München suchen muss!“
„Ich wohne noch daheim, weil die finanzielle Lage es nicht anders zulässt. Da ich ja das Glück habe, in einem Vorort von München groß geworden zu sein, nehme ich die 40 Minuten Fahrt in die Stadt und die nervigen Eltern gerne auf mich und spare mir so mehrere hundert Euro im Monat.
Meine Tipps, um an bezahlbare Wohnungen in München zu kommen:
- Vitamin B
- Aus München wegziehen…so wie ich’s im Herbst mache!“
Julia
„Ich wohne seit Oktober 2016 in München. Ursprünglich komme ich aus dem Schwarzwald, aufgrund meines Studiums bin ich aber hierhergezogen. Insgesamt habe ich ca. 4 Wochen gesucht. Das größte Problem war, dass ich viele Absagen bekommen habe, da ich keine Wohnung besichtigen konnte. Ich war den kompletten September 2016 in den USA, aber im Oktober begann schon mein Studium. Letztendlich habe ich dann einer Maklerin geschrieben, die eine Wohnung auf einer Internetseite anbot. Diese meinte dann, dass ich die Wohnung ohne Besichtigung nicht haben könnte, allerdings hätte sie noch eine andere Wohnung, die ich sofort und auch ohne Besichtigung haben könnte. Also habe ich eine Wohnung gemietet die ich zuvor noch nie gesehen habe. War etwas riskant, aber mir blieb keine andere Wahl. In dieser lebe ich jetzt schon seit knapp 2 1/2 Jahren und bin mehr als zufrieden. Ich wohne in Sendling-Westpark zahle eine Warmmiete von 592€ und habe eine Einzimmerwohnung mit ca 28 qm.“
Lucia
„Zwei Küchen, drei Bäder und chaotische Mitbewohner – so sah mein Leben in meinem ersten Jahr in München aus. Als Studentin, die gerade frisch aus dem Erasmus-Semester kam, habe ich mir dabei nicht viel gedacht und bin einfach in die WG eingezogen. Denn ich wusste: Noch im Ausland eine Wohnung in München zu finden, ist unmöglich.“
Franzi
„Bei mir hat es etwa 3-4 Wochen gedauert vom Anfang der Suche bis zum Unterschreiben des Vertrages. Anfang lief es stockend, aber nach zwei bis drei Wochen hatte ich vier Wohnungsbesichtigungen und davon drei Zusagen erhalten. Mein Budget lag bei 800€ und jetzt wohne ich in Laim und die Miete ist minimal unter meinem Budget.
Habe anfangs auch WGs gesucht, dabei kam es aber leider nie zu einer Besichtigung. Meistens kam leider gar keine Antwort zurück oder eine Nachricht a la „Wir werden uns bei dir zeitnah melden“.
Die Wohnung, in der ich jetzt wohne, habe ich über Connections gefunden. Die anderen drei über sämtliche Plattformen und über die Zeitung.“
Stefan
„Ich wohne im Lehel, die Wohnung habe ich über eine Zeitungsanzeige gefunden. Das ist ein echter Geheimtipp, denn im Internet erhält man auf viele Anzeigen keine Antwort, weil die Vermieter von den ganzen Anfragen umgehauen werden. Auf Zeitungsanfragen antworten vermutlich nicht ganz so viele Leute. Auf Dauer war die Suche übers Internet schon ein wenig zermürbend und vor lauter Absagen waren wir kurz soweit, dass wir wahrscheinlich alles genommen hätten. Aber Gott sei Dank mussten wir das ja nicht.“
Klara
„Also meine Erfahrung ist, man sollte am besten nicht unter Zeitdruck stehen. Allerdings ist das leider oft nicht die Realität. So war es bei uns auch. Wir mussten innerhalb von 4 Monaten eine neue Bleibe suchen, weil unsere alte Wohnung grundsaniert wurde und danach nicht mehr für den studentischen Geldbeutel geeignet war. Wir wussten zwar von Anfang an das dies passieren würde, doch das Projekt wurde schon mal verschoben. Als die Bestätigung der Sanierung allerdings ins Haus flatterte, kamen wir um eine Wohnungssuche nicht mehr herum. Wir haben sowohl nach zwei als auch nach drei Zimmern gesucht.
Tipp Nr. 1: 2 Zimmer Wohnungen gibt es gefühlt häufiger als 3 Zimmer Wohnungen!
Tipp Nr. 2: Die Website „WG gesucht“ ist auch ein Wohnungsmarkt. Über dieses Portal haben wir unsere neue Wohnung gefunden. Dort suchen oft Mieter einen Nachmieter für ihre Wohnung.
Tipp Nr. 3: Sei nett zu deinen Dozenten. Denn unsere Wohnung haben wir deiner ehemaligen Dozentin meiner Mitbewohnerin zu verdanken! Sie hat auf wg-gesucht ihre Wohnung angeboten, wir uns gemeldet und Tadaaa: wir hatten eine neue Bleibe! :)“
Anna