Blutige Hinrichtungen auf dem Marienplatz, spukende Hexen auf dem Platzl: An diesen Plätzen ist unfassbar Grausiges passiert. Entdecke die verborgenen Geheimnisse Münchens.
Die unheimlichen Türme
Der Hexenturm In diesem Turm wurden damals Frauen grausam gequält und hingerichtet. Ihre rastlosen Seelen spuken vermutlich noch heute auf dem Platzl umher. Doch nicht nur im Hexenturm wurde gefoltert. Die Vollstrecker des Gesetzes ließen im Mittelalter ihrer Kreativität freien Lauf. Es gab keine Grenzen für die grausamen Methoden, die den Beschuldigten ihr Geständnis entlocken sollten. Mit Daumenschrauben wurden die Opfer auf ewig verstümmelt, öffentliches Ausweiden war gleichzeitig Unterhaltung und abschreckendes Beispiel für die Bevölkerung.


Die Folterbirne Die so genannte Folterbirne galt als besonders qualvolles als auch demütigendes Instrument.Sie bestand aus löffelförmigen Schalen, die dem Werkzeug ihre Birnenform verliehen. Der Gewindemechanismus im Inneren bewirkte das Auseinanderspreizen der jeweiligen Körperöffnungen, in die das Instrument eingeführt wurde. Wo genau das Werkzeug zur Anwendung kam, war abhängig von dem Vergehen des Beschuldigten.
Die Hexenprobe Frauen, die im Verdacht standen, Hexen zu sein, mussten die Wasserprobe bestehen: Sie wurden nackt und gefesselt ins Wasser geworfen. Wenn sie oben schwammen, galten sie als Hexe. Denn Wasser wurde als reines Element angesehen, das alles Unreine abstoßen solle. Wenn die Beschuldigte unterging, hatten sich die Ankläger getäuscht. Als Ausgleich für die fälschliche Hinrichtung bekamen die Toten ein Begräbnis in geweihter Erde und somit die Chance, in den Himmel aufzusteigen.
Das Verlies
Der Jungfernturm Im Jungfernturm befand sich ein Folter-Kerker. Dieser wurde lange Zeit geheim gehalten. Gerüchte über eine „Eiserne Jungfrau“ in den Tiefen des Turms hielten sich jedoch hartnäckig. Die Bevölkerung fürchtete sich und spekulierte über Personen, die plötzlich verschwanden. Wurden die Vermissten in den Armen der Jungfrau getötet?

Die Eiserne Jungfrau Nicht nur in diesem Turm kam die „Eiserne Jungfrau“ zum Einsatz. Sie war eine der schrecklichsten Foltermethoden des Mittelalters. Ihren Namen verdankte sie dem metallenen Gehäuse, welches das Gesicht einer Frau trägt. Ihr Inneres war mit Eisenspitzen versehen. Diese waren so angeordnet, dass der Verurteilte nicht gleich starb, wenn sich die Dornen in seinen Körper bohrten. Im dunklen Leib der Todesfrau eingeschlossen und von Dolchen durchstoßen, erlitt das Opfer einen langen und schmerzhaften Tod – gefangen in Angst und Einsamkeit.
Der blutige Marktplatz
Auf dem Marienplatz Der Marktplatz wurde damals nicht nur zum Verkauf von Waren genutzt, sondern auch zu Hinrichtungen. Die Schaulustigen versammelten sich auf dem heutigen Marienplatz und nahmen am Spektakel teil. Der Henker sah jedoch keinesfalls gruselig aus. Er war wie ein Kasper gekleidet und trug eine Glocke. Seine bunte Erscheinung sollte ihn besser kenntlich machen, denn niemand durfte den Henker berühren. Selbst in der Kneipe hatte er einen eigenen Tisch. Sogar die Abfälle einer Hinrichtung waren heiß begehrt: Fingernägel versprachen Geldsegen und Schamhaare Potenz.
Der letzte Henker

In der Mitte Johann Reichhart mit seinen Helfern
Johann Reichhart Ein Henker, der nicht so of daneben haute, war Johann Reichhart. Er war der letzte Scharfrichter in München. Johanns Leben war eine große Qual, denn er wollte eigentlich kein Henker sein. Er floh nach Den Haag und arbeitete als Gemüsehändler, um seinem schweren Schicksaal zu entkommen. Doch die Nationalsozialisten fanden ihn. Geknechtet von der Diktatur, musste er sein Amt weiter ausführen. Über 3000 Hinrichtungen gingen auf sein Konto. Darunter auch die Geschwister Scholl, die aktiv gegen die totalitäre Diktatur der Nationalsozialisten vorgingen. Reichharts Sohn konnte mit der psychischen Belastung nicht leben und brachte sich um. Johann selbst erlitt einen Nervenzusammenbruch und starb 1972 in einer Psychiatrie.
Bildquellen: Gemeinfrei, Universität Salzburg