1993 erschien das erste Spiel der FIFA-Reihe. Seitdem wurden die Community und die Beliebtheit immer beliebter. Wo vor einigen Jahren noch die FIFA-Twins regierten, kämpfen nun neue Stars um die Spitze. Das passiert nicht mehr nur privat – professionelle Fußballvereine richten ihr Augenmerk auf den E-Sport und verpflichten Spieler. Einer von ihnen ist der VfL Wolfsburg. Als erster Bundesligist nahm der VfL 2015 Benedikt ‚Salz0r‘ Saltzer unter Vertrag. Vor wenigen Wochen kamen neue Talente hinzu.
Einer der neuen Pro-Gamer ist Benedikt Bauer. Er konnte Ende Mai beim Finale der Wolves E-Academy des VfL von sich überzeugen und steht am Anfang seiner Karriere. „Benedikt B. hat uns auf vielen Ebenen überzeugt und begeistert. Wenn man bedenkt, dass ein junger Spieler aus Bayern sich auf den langen Weg bis nach Niedersachsen macht, um den Traum als FIFA eSportler für den VfL Wolfsburg zu verwirklichen, ist das wirklich bemerkenswert. Das allein war aber bei der Auswahl nicht ausschlaggebend, sondern Benedikts Leistungen in den jeweiligen Challenges in Wolfsburg und besonders die hervorragenden spielerischen Ergebnisse (2x Top 2 Platzierung) in den beiden Offline Turnieren machten uns die Entscheidung Ihn als Spieler für die Wolves E-Academy auszuwählen relativ einfach“, betont Sebastian Huber, Senior Account Manager der STARK eSports GmbH.
Wir haben Benedikt Bauer ein paar Fragen gestellt.
Das Spiel ist mittlerweile sehr realistisch, was den Spielspaß erheblich steigert.
Die Treppe zum Erfolg
Benedikt, danke, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast. Stell dich mal kurz vor.
Benedikt Bauer: Ich bin 18 Jahre alt und komme aus Drachselsried (Niederbayern). Ich mache gerade mein Abitur und bin nebenbei professioneller Fifa-Spieler. Ende des Jahres möchte ich mit meinem Studium (Medientechnik oder Medienmanagement) beginnen.
Die Aufnahme in das Academy-Team hast Du in einem vorigen Interview als einen Traum beschrieben, der wahr wird. Wie und wann hast Du FIFA für Dich entdeckt?
Bauer: Als kleines Kind habe ich bereits viel mit meinen Geschwistern und Freunden gespielt, damals noch auf der Nintendo Wii. Mein erster eigener FIFA-Teil war FIFA 15 für die Xbox 360, damals habe ich aber noch keine Sekunde daran gedacht, es mal professionell zu spielen. Mit FIFA 17 kam der FUT Champions Modus ins Spiel, wo ich mich dann zum ersten Mal mit besseren Spielern gemessen habe. Ich habe mich mit der Zeit stark verbessert und war im September 2017 mit der Teilnahme an der ESL erstmals bei einem E-Sport-Turnier dabei.
Was macht für Dich den Reiz an FIFA aus?
Bauer: Der Bezug zum realen Fußball. Das Spiel ist mittlerweile sehr realistisch, was den Spielspaß erheblich steigert. Ich spiele seit meinem dritten Lebensjahr selbst im Verein Fußball, deswegen ist FIFA für mich als „Fußballfreak“ der perfekte Ausgleich.
Gibt es einen Punkt, an dem Du wusstest: Jetzt werde ich Pro-Gamer?
Bauer: Die erste wichtige Station war für mich als ich das ESL-Monatsfinale im Februar für mich entscheiden konnte und 150 Euro Preisgeld gewinnen konnte. Meine Eltern waren nämlich lange Zeit skeptisch, da ich in der Abiturzeit so viel Zeit vor der Konsole verbracht habe. Als ich ihnen erzählt habe, dass ich durch FIFA Geld verdient habe, waren sie einerseits stolz, sie begannen aber auch, sich für den E-Sport zu interessieren. Die zweite wichtige Station war meine Qualifikation für das Playoff-Turnier der TAG Heuer Virtuellen Bundesliga in Düsseldorf. Als ich die Einladung bekommen habe, sagte ich mir zum ersten Mal: Ich will Profi werden! Das Turnier war für mich eine wichtige Erfahrung, die mir dann auch in Wolfsburg geholfen hat. Der dritte wichtige Meilenstein war letztlich die Qualifikation für das Wolves E-Academy Finale. Ich bin ja eigentlich Xbox-Spieler, jedoch wurden alle Turniere auf der PS4 gespielt und hätte auch niemals gedacht, dass ich es schaffe, mich durchzusetzen. Das Finalturnier in Wolfsburg war für mich die einmalige Chance, den ersten großen Schritt in die E-Sport-Szene zu machen. Es ist immer noch unfassbar, dass es geklappt hat!

Benedikt Bauer
Hättest Du, als Du mit FIFA angefangen hast, damit gerechnet, wie groß E-Sport einst werden würde?
Bauer: Als ich mit FIFA begonnen habe, wusste ich noch nicht mal, dass es den E-Sport gibt. Ich habe 2016 das erste Mal vom E-Sport gehört, habe mich auch sofort dafür interessiert und mitbekommen, dass der VfL Wolfsburg im FIFA-Bereich einer der Vorreiter ist. Ich finde es erstaunlich, wie viele Menschen der E-Sport mittlerweile begeistert und bin mir sicher, dass er in den nächsten Jahren noch größer wird. Der Traum wäre natürlich, in Zukunft eine richtige Deutsche FIFA-Bundesliga mit allen 18 Klubs zu haben.
Was sind Deiner Meinung nach die Gründe dafür, dass E-Sport so beliebt geworden ist?
Bauer: Der wichtigste Grund ist die Digitalisierung. Es gibt heute diverse Online-Spiele, bei denen man sich von überall aus zusammenschließen und verbinden kann. Außerdem profitieren nicht nur die Gamer vom E-Sport, sondern auch die Vereine, die Sponsoren und die Zuschauer. E-Sport ist speziell für die Bundesligisten ein interessantes und neues Vermarktungsfeld.
Wie bereitest Du Dich für gewöhnlich auf Spiele vor? Gibt es da Unterschiede zwischen „normalen“ Spielen zu Hause und Spielen wie denen bei der Wolves E-Academy?
Bauer: Ja, es gibt einen Unterschied. Bei der E-Academy habe ich vor jedem Spiel versucht, mich bestmöglich auf meinen nächsten Gegner einzustellen. Ich habe viele andere Spiele angesehen und dabei die Formationen und die Spielweise meiner Gegner analysiert. Zu Hause spiele ich einfach drauf los, ohne große Vorbereitung.
Wie sieht Dein Trainingsplan aus?
Bauer: Ich habe aktuell noch keinen Trainingsplan. Das wird sich jedoch durch die E-Academy ändern.
Wie viel Zeit verbringst Du täglich im Spiel?
Bauer: Das lässt sich schwer sagen. Ich war dieses Jahr durch die Schule sehr eingeschränkt, da ich aktuell mein Abitur mache. Außerdem spiele ich selbst im Verein Fußball, weshalb ich mindestens drei Mal pro Woche auf dem Fußballplatz bin. Unter der Woche spiele ich deswegen fast gar nicht Fifa, ich versuche jedoch trotzdem jedes Wochenende die Weekend League, also 40 Spiele, zu spielen. Ich verbringe aktuell ca. 10 Stunden pro Woche im Spiel. Wenn ich mit der Schule fertig bin, werde ich täglich mehrere Stunden trainieren.
Falls das nicht zu persönlich ist: Wie hat Deine Familie auf deinen Bezug zum E-Sport reagiert?
Bauer: Wie bereits erwähnt waren meine Eltern zuerst skeptisch. Als ich dann meine ersten Erfolge verbuchen konnte, begannen sie jedoch, sich für den E-Sport zu interessieren. Seit meiner Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft steht meine Familie voll und ganz hinter mir. Sie fiebern bei allen Turnieren mit und drücken mir Daumen. Sogar meine Großeltern sind total stolz und interessiert, obwohl sie vom virtuellen Sport fast nichts verstehen. Am Finaltag der Wolves E-Academy hat sich meine ganze Familie zu Hause getroffen, um zusammen den Liveticker zu verfolgen.
Benedikt „Salz0r“ Saltzer und Timo „TimoX“ Siep wurden von Dir als Vorbilder genannt. Wie hast Du die beiden „kennengelernt“?
Bauer: Ich habe die beiden durch YouTube „kennengelernt“. Ich schaue alle ihre Videos und verfolge sie mittlerweile seit fast zwei Jahren. Ohne „Salz0r“ wäre ich jetzt wahrscheinlich kein E-Sportler, er hat nämlich letztes Jahr ein Video mit dem Titel „Wie werde Ich FIFA-E-Sportler“ hochgeladen, wodurch ich erst von ESL und der Virtuellen Bundesliga gehört habe.
Die letzten Wochen waren für mich einerseits genial, andererseits schwierig.
Wie waren die letzten Wochen seit dem Grande Finale der Wolves E-Academy für Dich?
Bauer: Die letzten Wochen waren für mich einerseits genial, andererseits schwierig. Zum einen ist es schön, so viele Glückwünsche zu erhalten und seinen Namen im Internet und in der Zeitung zu lesen. Jedoch ist es auch schwer, sich jetzt wieder voll und ganz auf die Schule zu fokussieren. Ich bin gerade mitten in den mündlichen Abiturprüfungen, weshalb der Controller jetzt erstmal wieder an den Nagel gehängt werden muss.
Wenn Du einen Faktor aufzeigen müsstest, der Dich bei FIFA von anderen abhebt, welcher wäre das?
Bauer: Das sind ganz klar meine Tricks und meine Variabilität im Angriffsspiel. Das hat mir auch in Wolfsburg in den entscheidenden Situationen geholfen.
Welchen Aktivitäten gehst Du abseits des Fußballplatzes am liebsten nach?
Bauer: Neben dem Fußballverein war ich auch bis vor kurzem im Tischtennisverein. Dieses Hobby musste ich jedoch aus Zeitgründen aufgeben. Außerdem fahre ich gern Ski, mit dem Rad oder spiele auch Basketball. Ich bin allgemein sehr sportinteressiert.
Würdest Du sonst noch gerne etwas loswerden?
Bauer: Dass ich jetzt Teil der Wolves E-Academy bin, bedeutet für mich: Training, Training, Training.
Ich möchte den VfL so gut wie möglich vertreten und bin auch froh, zwei so starke Teampartner wie Riad und Julius an meiner Seite zu haben. Ich freue mich auf die kommende Zeit.
Benedikt Bauer, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft!
Bildcredits: © geralt / Pixabay.com
Thomas Heydecke, VfL Wolfsburg