Campingflair ohne Campingplatz – Am Eisbach, inmitten der Isarauen, liegt faul und träge der Thalkirchener Campingplatz. Geschlossen. Nur wenige Camper halten Winterschlaf – seit einiger Zeit sind hier Langzeitgäste nicht mehr erwünscht. Ich treffe Christin mit ihrem Hund Lucy. Eine Münchnerin, die mir spontan die Gegend zeigt. Den Campingplatz habe ich bald vergessen, so berückend sind die Wege zwischen Kanal und Isar. „Hier wächst im Frühjahr Bärlauch!“, schwärmt Christin. Kurz darauf führt sie mich zu einem Indianerdorf, das den Camping-Kindern bestimmt gefällt. Sie erzählt von Flößen, die hier entlang kommen, die man, mit Musik bestückt, auch mieten kann. Golfen kann man auch in der Nähe, sagt Christin und bringt mich zum Flaucherkiosk – er soll der älteste in München sein. Es folgt ein „Floßfahrer-Friedhof“, so sagt Christin, der einer Via Dolorosa gleicht. Und Ausblicke, die jede marode Sanitäranlage zumindest zeitweise vergessen machen. Überhaupt hält der Tag einiges für mich bereit…
Nachdem mir Christin ein verwunschenes Hexenhäuschen gezeigt hatte, wies sie mich bereits auf den nächsten Fund hin: Am Isarufer schien der Rattenfänger von Hameln unterwegs zu sein. Der entpuppte sich später als Nicki, eine leidenschaftliche Dogwalkerin. Christin verabschiedete sich und ich ging ein Stückchen mit Nicki und ihren zwölf Hunden den Strand entlang. Das Video dazu findet ihr in der Übersicht.
Unverhofft kommt eben doch oft: ein Wohnmobil am Eisbach!
Ich konnte es kaum glauben – urplötzlich steht da ein stattliches Reisemobil direkt am Eisbach, wo sonst nur Spaziergänger, Hunde und Enten flanieren. Als dem dicken Gefährt dann noch ein brauner Vierfuss entsteigt, ist das Glück perfekt. Ich rase, mit wackelnder Kamera ringend, auf das Objekt der Begierde zu. Und was dann kam – seht selbst!
Fazit: Winter, Kälte, der Campingplatz Thalkirchen geschlossen – keine blendenden Recherche-Voraussetzungen, so dachte ich. Nach einem Tag an den Isarauen, die irgendwie vom Paradies inspiriert sein müssen, weiß ich es besser. Wer hierher kommt, um München kennenzulernen, läuft Gefahr, die Stadt bis zur Abreise kein einziges Mal gesehen zu haben – so idyllisch ist es, ganz gleich, zu welcher Jahreszeit. Der Campingplatz, im Naturschutzgebiet gelegen, lässt sich das Ambiente bezahlen: rund 38 Euro blättert die behundete Familie mit zwei Kindern pro Nacht hin, inklusive Dusche. Wert ist es das Geld allemal. Die Ausstattung schlägt die anderen Campingplätze um Längen. Es gibt einen Spielplatz, eine Kochgelegenheit, einen Schnellimbiss, einen Waschsalon und einen kleinen Selbstbedienungsladen, wo sogar Campingbedarf angeboten wird. Im Grunde gibt es keine Alternative zum Campingplatz Thalkirchen – allerdings würde ich ihm zum Oktoberfest fernbleiben. Dann gibt es nämlich nach Farben und Ländern markierte Camping-Zonen, erzählt Christin, meine „Reiseführerin“, deren Gebaren leicht hochzurechnen sind und möglicherweise nicht besonders familientauglich ausfallen. Ich selbst werde meinen Rat befolgen und samt behundeter Familie und hauseigenem Bulli im Mai den Praxistest nachholen.

Christin Suchy, Tierheilpraktikerin und Münchenkennerin vor dem „Floßfahrer-Mausoleum“ in den Isarauen
Wissenswertes auf einen Blick
- Öffnungszeiten: 15. März bis 31. Oktober
- laut ADAC werden die maroden Sanitäranlagen des Campingplatzes derzeit erneuert
- maximale Aufenthaltsdauer: 14 Tage!
- Hauptsaison: 01.07. bis 04.10. (Aufschlag ca. 1 Euro pro Person / Gefährt pro Nacht)
- Achtung Surfer! Die „Kleine Welle“ an der Floßlände ist derzeit wegen Wasserdrosselung geschlossen
- Die Website des Campingplatzes Thalkirchen bietet viel und gut strukturierten Service – vorbeischauen lohnt sich!