Bis zuletzt, in Manhattan

Von Pia Ratzesberger

Jeden Tag steht der Rentner John Badaracco vor der Columbia Universität und wirbt für Hillary Clinton. Er hat schon viele Wahlen miterlebt – aber diese fühlt sich anders an.

 

Der Abend hat die Stadt verschluckt und der Herr wartet darauf, dass alles gut werden wird. Noch hofft er nur, es mehren sich die Anzeichen, aber man kann sich nie sicher sein, er will alles getan haben. Jeden Tag steht er hier, vor den Toren der Columbia Universität, vor diesem kleinen Tisch mit den Ansteckern, “Trump is trash” steht da drauf, “Dump Trump” oder: “Trump, you’re fired”. Die mit dem durchgestrichenen Gesicht, die gehen momentan am besten.

Der Herr verbirgt die Hände in den Hosentaschen, er klappt die Schultern nach vorne, es ist kühl, die Studenten hasten zur Bahn, einer bleibt stehen, ein junger Typ, einen Anstecker, bitte. So wie der, sagt der Herr. So sah ich auch mal aus. Genauso dünn, genauso unerfahren. Er lächelt, damals als Undergraduate, lange her, er schüttelt den Kopf. Damals schon hat er mit Postern der Demokraten die Wände gepflastert, schon als Kind eigentlich, er, John Badaracco, war immer ein Blauer, aber vielleicht war ihm das noch nie so wichtig wie in diesem Jahr. Nur noch ein paar Tage, nur noch ein paar Stunden, jeden Tag, hier vor der Columbia. Er will alles getan haben.

Er hat viele Wahlen in diesem Land erlebt, er ist 65 Jahre alt, bereits in Rente, doch in diesem Jahr fühlt es sich anders an. Ja, er war immer aufgeregt, er hat immer gebangt. Da waren immer die Gegner, die Roten, in den 70ern Richard Nixon, dann Ronald Reagan, Bush Senior und Bush Junior, schließlich der Rivale von Obama, John McCain.

Mit all diesen Männern war er vielleicht nicht einer Meinung, er fand sie womöglich unsympathisch, doch jetzt, mit Donald Trump, der Herr wiegt den Kopf. “Der ist einfach nicht qualifiziert”, sagt er in einem Ton, als würde ihn das noch immer überraschen, selbst kurz vor den Wahlen. Wenn der gewinnt, sagt der Herr, dann fliehe ich nach Kanada. Ach, nur ein Scherz, das weiß er ja auch. “Ich will einfach nicht, dass dieser Mann unser Präsident wird.” Er will alles getan haben. Morgen wieder, ein paar Stunden, vor der Columbia. Drei Dollar ein Anstecker.

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