Unser Dozent hält eine Kippe in der linken Hand. Er redet über Reisejournalismus und zieht in den Sprechpausen genüßlich an der Fluppe. Das geht, weil er das Seminar kurzerhand in den Central-Park verlegt hat.
Einen Tag zuvor waren wir noch im stickigen Hotel-Seminarraum ohne Beamer. Dort riecht es wie in einem Abstellraum für volle Staubsauger-Beutel. Dafür ist der Vortrag lehrreich. Unser Dozent sagt unter anderem: „Schreiben heißt, mit Worten verfilmen.“
Es ist nur eine Erkenntnis der letzten drei Tage. Eine andere ist, dass es den Oberpfälzer nicht nur in der Variante wortkarg und zurückhaltend gibt. Christl Pelikan-Geismann ist der Paradisvogel unter ihnen. Sie lebte knapp vier Jahrzente in New York. Seit 2002 pendelt die 77-Jährige zwischen Sulzbach-Rosenberg und dem Big Apple. In New York fällt Pelikan-Geismann trotz ihrer Extravaganz nicht auf. Da hilft weder der schwarz-weiße Ring, der wie ein Schwammerl aussieht, noch die grüne Stoffblume, die sie an ihrem Oberteil trägt. In New York ist eher der wortkarge Oberpfälzer der Exot.

Für einen Paradiesvogel wie Christl Pelikan-Geismann ist die Oberpfalz zu klein. Deshalb fliegt sie zweimal jährlich für mehrere Wochen nach New York. Der samtrote Sessel in einem belebten türkischen Restaurant in der 27. Straße ist einer ihrer Lieblingsplätze. Bild: Dotzler.
Dabei ist es doch viel besser, nicht mitzustrampeln in dieser abgehetzen aber vibrierenden Stadt. Es ist so schön, in die Metropole hineinzulauschen. Am besten mit „hörendem Herzen“, wie es im Talmud heißt. Dann klingt New York super.
Es klingt wie spanische Sänger und Gitarristen in einer Hotel-Lobby:
Es klingt wie Blues in der U-Bahn-Station:
Es klingt auch noch anders. Während unser Dozent über die Stimme des Autoren referiert spielt ein Querflöten-Duo auf einer Parkbank. In einer Vortragspause ist die deutsche Nationalalhymne zu hören. Nachdem die letzten Töne verklungen sind, schlägt unser Dozent vor, das Duo das Stück nochmals spielen zu lassen. „Play it again, Sam“, sagt er und wirft einen Dollar in den roten Eimer, der vor den Mädels steht.
Und New York klingt so:
Es klingt wie ein Schlagzeuger ohne Trommeln:
Es klingt wie Freestyle auf der Straße:
Es klingt ziemlich verrückt: