Ob fliegende Autos, kochende Roboter, Wälder auf den Dächern oder nie wieder Stau. Wie genau unsere Städte in der Zukunft aussehen, wissen wir noch nicht, aber eines ist sicher: Die Stadt der Zukunft ist „smart“. Immer höher entwickelte Technologien schaffen, dass alles auf die ein oder andere Weise miteinander vernetzt ist. Viele dieser Visionen mögen heute noch utopisch erscheinen, dennoch nutzen bereits Millionen-Menschen täglich intelligente Geräte.
Marktvolumen im Jahr 2023 in Millionen €
Besonders in den eigenen vier Wänden kommen vermehrt Systeme zum Einsatz, die uns den Alltag erleichtern sollen. Laut Experten steigt der Umsatz im Smart Home Markt in Deutschland 2019 auf rund 3,6 Milliarden € und wird bis 2023 sogar ein Marktvolumen von 7,2 Milliarden € erreichen (Grafik: Statista), bei dann geschätzt über acht Millionen vernetzten Haushalten.
„Alles, was dem Smart-Home noch fehlt, ist ein einheitliches Betriebssystem wie IOS oder Android. Wenn das kommt, wird das Thema explodieren, genau wie 2007 bei der Einführung des Iphone“, ist sich Start-Up-Gründer Franz Keuler sicher.
Doch was kommt da eigentlich alles zum Einsatz und ist das auch wirklich sicher?
Das Paradoxon mit der Sicherheit
In jedem vierten deutschen Haushalt gibt es bereits Smart-Home-Geräte. Beim Einstieg in das vernetze Heim stellen sich die meisten Nutzer die Frage: „Wie kann ich mein Haus sicherer machen und wo kann ich Kosten sparen?“ So ist es kein Wunder, dass Überwachungskameras, mit Lampen verbundene Bewegungsmelder und Timer für Strom und Heizung die derzeit meist genutzten Anwendungen im smarten Zuhause sind. Natürlich alles mit dem Internet verbunden-
Wer denkt: “ Mein Haus ist sicher“, dem könnte ein böses Erwachen drohen. Nicht jeder macht sich bewusst, welche Risiken eine zu sorglose Handhabung mit sich bringen kann, auch bei scheinbar völlig simplen Anwendungen.
So erklärte IT-Experte Michael Steigerwald kürzlich auf einem Kongress des Chaos Computer Clubs (CCC) in Leipzig, wie es ihm mit wenigen Tricks gelungen ist, persönliche Daten wie das WLAN-Passwort aus einer vernetzen Glühbirne auszulesen. Die sensiblen Zugangsdaten seien unverschlüsselt auf dem Gerät gespeichert worden. „Das ist eine große Sicherheitslücke,“ warnt Steigerwald, „denn viele IoT-Geräte (Internet of Things) sind keine vollwertigen Computer und haben daher nur ein minimales Sicherheitsniveau.“ Das erschreckende hierbei ist, dass so manche smarten Glühbirnen, die eigentlich für mehr Sicherheit sorgen sollen, selbst im Müll noch auslesbar sind.
Sprachassistenten: Alexa und Google Home auf dem Vormarsch
Sprachassistenten wie Alexa rücken nicht erst seit der CES 2019 in Las Vegas immer stärker in den Fokus. Wo früher noch ein Tastendruck notwendig war, reicht es heute, die Befehle einfach in den Raum hineinzurufen.
Gegner dieser Technologie sprechen von Datenspionen oder Wanzen und in der Tat ist vielen Technikfans überhaupt nicht bewusst, dass Alexa und andere überhaupt Daten sammeln und abspeichern.
Direkt darauf angesprochen antwortet Alexa aber: „Ich bin keine Spionin und höre nur, wenn du das Aktivierungswort sagst.“ Klingt ziemlich überzeugend, nicht wahr?
Manchmal kann es jedoch vorkommen, dass der selbst-lernende Sprachalgorithmus meint, das Aktivierungswort gehört zu haben und macht sich anschließend selbständig.
Läuft im Hintergrund also im Fernsehen beispielsweise Werbung für Katzenfutter, die Katze hat dann noch zufällig denselben Namen wie das Aktivierungswort, schon hat Alexa einen Jahresvorrat an Katzenfutter bestellt.
Richtig beängstigend wird es aber, wenn der Sprachassistent mitten in der Nacht und scheinbar grundlos, laut und gruselig zu lachen anfängt. So geschehen 2018 in den USA. Gavin Hightower nahm es aber mit Humor und twitterte: „Ich liege im Bett und schlafe gerade ein, da lacht Alexa plötzlich laut und gruselig los… die Chancen stehen nicht schlecht, dass ich heute Nacht ermordet werde.“
Dass es sich hierbei offensichtlich nicht um einen Einzelfall handelt, bestätigt auch Twitter-Nutzerin „Grosswildkatze“ mit einem kurzen Videoclip in einem ihrer Tweets. Glücklich schätzen kann sich hier jeder, der gerade einen Exorzisten zur Hand hat.
Das Alexa aber auch durchaus Sinn für Humor hat, beweisen die folgenden Befehle:
„Alexa, mach den Abwasch“!
Alexa: „Sehr gern, aber leider habe ich zwei linke Daumen, ich würde alle Teller fallen lassen.
„Alexa, 99 Luftballons“!
Alexa: „Soll ich dir ausrechnen, wie lange du brauchst, die aufzublasen?“
„Alexa, spiel mir das Lied vom Tod“!
Alexa: „Du handelst mir in letzter Zeit zu eigenmächtig. Du solltest nicht vergessen – noch bin ich der Boss hier.
„Alexa, möge die Macht mit dir sein“!
Alexa:“ Unterschätze nie die dunkle Seite der Macht.“
Da lacht sie irgendwie gruselig... Alexa!? Hast Du wieder SAW gesehen und die anderen Filme, die Dich komisch werden lassen? pic.twitter.com/wQjusYBi0S
— Grosswildkatze (@kiananinchen) 7. März 2018
Es muss nicht immer nur nützlich sein
Ohne Zweifel können smarte Anwendungen und Sprachsteuerung unseren Alltag erleichtern. Wer diesen Komfort genießen will, muss sich auch über die damit verbundenen Risiken im Klaren sein.
Besonders für ältere Menschen kann ein smartes Heim ein Plus an Lebensqualität bedeuten. So könnte sich beim Verlassen des Hauses die Herdplatte automatisch abschalten oder die Tür verriegeln.
Nicht immer steht aber nur der reine Nutzen im Vordergrund. Manche Anwendungen ringen uns auch einfach nur ein Schmunzeln ab.
So kam ein technisch und handwerklich versierter Scherzkeks auf die Idee, über seinem WC einen hölzernen Kasten, in dem die Worte „Danger“ und „Good“ ausgesägt waren, aufzuhängen. Dahinter befand sich jeweils eine Glühbirne, verbunden mit einem Sensor der die Luftqualität im Raum misst – sicherlich gut zu wissen. Was soll man sagen, Männer sind eben Männer.
Die Alexa-Verschwörung
Zu welchen Schwierigkeiten es beim Zusammenleben mit Sprachassistenten kommen kann, zeigt dieser Videoclip der Comedy-Serie „extra 3“.
Über die Risiken, die solche Geräte mit sich bringen, mache ich mir eher weniger Gedanken. Ich vertraue hier auf den Hersteller, dass alle möglichen Vorkehrungen getroffen wurden, dass meine Privatsphäre so gut wie möglich geschützt wird.“
Marco (Polizist)
Anna (Lehrerin)
Alexander (Controller)
Aline (med. Fachangestellte)