After Work Party am Madison Square Garden

Von Simone Herzner

New York ist so cool. Während diese Zeilen entstehen, sitzt die Schreiberin an der 7th Avenue, wo gerade ein paar Jungs auflegen und tanzen. After Work Party am Madison Square Garden.

Dance Music von den Backstreet Boys bis „Get down on it“. Hocherfreut nimmt die Schreiberin folglich Platz an einem der Bistrotische, die hier nebst Klappstühlen zur freien Verfügung rumstehen. Coffe to go, Schoko-Cupcake und Coke Zero griffbereit, das Empire State Building und die Leuchtreklame zur Linken, die tanzenden Jungs zur Rechten. Ein kleiner Junge mit Pampers-Popo wackelt auch mit. Seine Mama macht stolz ein Video. Ich mach auch eins. Nice. Und so geil großstädtisch – ganz im Gegensatz zu mir.

Der Arbeitsplatz der Schreiberin.

Nachsitzen im Hotel

Rückblende: Gestern Abend im Hotel. Die Kollegen sind auf dem Weg zum Empire State Building. Ich muss nachsitzen. „Single in the City“ ist mein Thema – nur die New Yorker Singles fehlen. Seit 30 Minuten bin ich jetzt schon bei Tinder angemeldet und werde langsam ungeduldig. Auf dreien meiner sechs Profilbilder sind Tiere drauf. Bin halt ein Landei in der großen Stadt. Ich wische nach links, wische nach rechts. Single weg, Single her. Match! Mit Alex, Police Officer. (Alle Namen geändert.) Langer Chat in der Hotel Lobby. Macht Spaß, ehrlich gesagt. Ich frage mich, wer von uns Mädels den Ton angibt. Die Journalistin oder das Mädel vom Lande? Irgendwie beide.

 

In this city, women tend more towards lawyers, doctors and bankers.

Alex

Police Officer

Journalistin auf der Jagd

Ich muss weiter wischen, der Police Officer ist zu nett. Ich brauche einen, bei dem klar ist, was er will. Das sieht man bei Tinder gleich auf dem ersten Bild: nackter Oberkörper, den Bund der Designer-Buchse lasziv heruntergezogen. Hoch im Kurs stehen auch Selfies vor dem Spiegel, das Sixpack samt Duck-Face in Pose geschmissen. Wunderbar, solche Typen passen perfekt ins Beuteschema meiner Geschichte. Wisch nach rechts. Match! Mit Chris. Ich bin ein ehrlicher Single und sage gleich, dass ich eine Journalistin auf der Jagd nach der nächsten Story bin. Vielleicht über ihn. Chris ist enttäuscht. Aber auch geschmeichelt.

 

You want to meet me for an interview or to have sex with me? Or both? Hahaha.

Chris

Student

42 Matches nach zwei Stunden

Ich bin ein Power-User! 42 Matches in zwei Stunden und ein 20-Dollar-Upgrade fürs unbegrenzte Wischen. Jetzt aber raus ins echte Leben. Schnell die „Hook-Up“-Bars in Downtown Manhattan gegoogelt. Eine Rooftop Bar macht das Rennen. Ruck zuck ins tief ausgeschnitte Top geschmissen, die Highheels an. Die neu entdeckte New Yorkerin in mir macht sich ausgehfein. Das Landei allein im New Yorker Nightlife. Mut tut jetzt gut. Single zu sein ist nichts für Feiglinge.

Rauf in die Rooftop Bar – not

Mit Trippelschritten geht’s zur 55. Straße zwischen 7th Avenue und Broadway. Am Times Square noch schnell ein Selfie vor der Leuchtreklame gemacht. Sieht doof aus, das muss ich noch üben. Weitergestöckelt und rauf aufs Dach – not. Wegen Renovierung geschlossen. Nur die Bar ein Stockwerk darunter hat geöffnet. Sehr chic und sehr leer. Der Barmann hört sich geduldig mein Anliegen an und schickt mich zwei Straßen weiter. Leider kein Match im echten Leben, auch nicht in der nächsten Bar. Dort sitze ich einsam und allein am Tresen und bin vollauf mit David-married-in-an-open-relationship beschäftigt. Sex ist sein unwichtigstes Motiv, textet er. Viel wichtiger sei es, Menschen kennenzulernen, New York sei schließlich voll von extraordinary people. Klar, Mann.

I’ve tested different photos ans the one I have now is 5 x matches than others. If I remove my ‚being married info’ I get dozens of matches every night. You know: Tall, employed and good looking Jewish. 😉

David

married in an open relationship

Ich will nur das Eine: ein Interview

Im Taxi geht’s zurück ins Hotel. Eine tolle New Yorkerin bin ich, nichts und niemanden aufgerissen, außer die Haut an meinen Füßen. Dann, auf dem Rücksitz, ein Match mit dem nächsten Unterhosen-Mann. Ich komme wieder direkt zur Sache. Ich will nur das Eine: ein Interview. Er ist bereit für Antworten. Deal. Wir treffen uns, jetzt gleich. Am dritten Tresen findet endlich das erste echte Gespräch statt. Offline und Face to Face. Ich finde mich plötzlich ziemlich erfolgreich als New Yorker Single Lady. Nach zwei Stunden schleiche ich mich nachts um halb 3 zurück ins Hotel auf unser Vierer-Mädelszimmer. Die blöden Highheels in der Hand, mit schweren Füßen aber leichtem Herzen. Der erste Teil meiner Story ist im Kasten.

If you can make it there…

Einen Tag später bin ich immer noch euphorisch. If you can make it there und so weiter. Vielleicht stehe ich gleich auf von meinem Bistrotisch und tanze ein bisschen mit bei der After Work Party am Madison Square Garden.

Wenn ich mich traue.

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